»Es gab auch viele Hater«

»No Hate Speech« heißt ein neues Projekt des Vereins »Neue Deutsche Medienmacher«, das in Kooperation mit diversen Verbänden, Stiftungen und Vereinen wie der Amadeu-Antonio-Stiftung entwickelt wurde und vom Bundesfamilienministerium gefördert wird. Ziel von »No Hate Speech« ist es, gegen Hass und Diskriminierung im Internet vorzugehen. Durch die Entwicklung von Gegenstrategien und durch die Unterstützung von Betroffenen soll Hetze in sozialen Medien effektiv bekämpft werden. Im Juli ging die offizielle Website no-hate-speech.de online. Dort werden auch Begriffe wie Cybermobbing, Shitstorm oder Counter Speech erklärt sowie Argumente und praktische Hilfen geliefert. Die Jungle World sprach mit Sami David Rauscher von »No Hate Speech« über das Projekt und seine Zukunft.

Herr Rauscher, wie waren die Reaktionen seit dem Launch der Seite?
Die Reaktionen waren positiv, was uns sehr gefreut hat. Es gab natürlich auch viele Hater. Damit hatten wir aber gerechnet und das kam erwartet. Davon lassen wir uns aber nicht beeindrucken. Unser Ziel ist es zu signalisieren, dass wir die Vielen sind, dass wir die Mehrheit sind.
Was hat Sie persönlich dazu angetrieben, an diesem Projekt mitzuwirken?
Ich war vorher nicht bei den Neuen Deutschen Medienmachern. Als Journalist war ich in verschiedenen Medien tätig und natürlich auch privat viel im Netz unterwegs. Dort habe ich gemerkt, wie leicht Hass entsteht und wie es zu Hasskommentaren kommen kann. Jeder Hasskommentar ist natürlich einer zu viel. Als ich davon erfahren habe, dass ein Projekt gestartet wird, mit dem wir die schweigende Mehrheit erreichen können, war ich dabei.
Wie geht es mit no-hate-speech.de weiter?
Die Seite ist noch nicht vollständig und wird weiter ausgebaut. Wir haben inzwischen ein großes Netzwerk aufgebaut, das stetig wächst. Schließlich wollen wir Anlaufstelle in Deutschland sein für alles, was gegen Hass im Netz passiert. Im Oktober findet ein Treffen mit Aktivisten statt, die sich sehr gut mit dem Thema auskennen und selber Erfahrung damit gesammelt haben.
Welche weiteren Ziele haben Sie noch?
Wir möchten auch die sozialen Netzwerke erreichen, beispielsweise Twitter. Die machen einfach viel zu wenig gegen Hetze. In unserem Netzwerk sind auch Bundestagsabgeordnete aller Parteien vertreten. Bei den Grünen ist es zum Beispiel Konstantin von Notz, der sich besonders stark für unser Projekt gemacht hat und auch seine Parteifreunde zum Mitmachen animierte. Wichtig ist zu signalisieren, dass wir kein kleines Projekt sind, welches nach wenigen Monaten vergessen ist. Das Projekt wird mindestens zwei Jahre laufen. Wir haben beispielsweise in unserem Konterbereich Vorschläge aus verschiedenen Organisationen. Dieser muss aber noch weiter ausgebaut werden. Was besonders auffällt: Bisher gab es kaum praktisch einsetzbare Bilder oder Satzbausteine. Aber es bewegt sich einiges. Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) möchte dies zum Beispiel für die LGBTI-Community ändern und arbeitet gerade an praktischen Tools. Es freut uns, wenn so weitere Initiativen entstehen. Wir möchten den Menschen aufzeigen, wie man sich einmischen kann. Unser Vorteil ist, dass hier viele Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen aufeinandertreffen und zusammenwirken. So können wir gemeinsam gegen Vorurteile ankämpfen. Wir werden im nächsten Jahr auch in Redaktionen gehen und diskutieren, wie man mit Hasskommentaren umgehen sollte.