Kurzmeldungen #47

Andere Verpflichtungen
Literaturnobelpreis. Bob Dylan weiß offenbar schon, was er am 10. Dezember tun wird. An diesem Tag werden in Stockholm die Nobelpreise verliehen. Die Zeremonie ist der Höhepunkt der sogenannten Nobel-Woche, in der die Ausgezeichneten jeweils eine Vorlesung halten, an zahlreichen Veranstaltungen teilnehmen und beispielsweise in Schulen gehen, um Vorträge zu halten. Am 13. Dezember endet die Nobel-Woche. Es ist der Tag, an dem in Schweden das Luciafest begangen wird, an dem die Kinder in weißen Gewändern früh morgens eine Prozession mit Kerzen veranstalten, und im Rahmen der Nobel-Feierlich­keiten werden die Preisträger von den singenden Kindern geweckt. Das alles lässt sich Dylan entgehen. Der 75jährige Musiker werde der Zeremonie fernbleiben, teilte die Schwedische Akademie mit. Dylan habe erklärt, »er wünschte, er könne den Preis persönlich empfangen, andere Verpflichtungen machten dies aber leider unmöglich«. Dylan hatte sich zwei Wochen Zeit gelassen, um auf die Auszeichnung überhaupt zu reagieren. Ob seine Absage und die beiläufige Art, mit der er die Welt wissen lässt, dass ihn die Auszeichnung nicht interessiert, seine ganze Größe beweist oder einfach nur unhöflich ist, darüber gehen die Ansichten auseinander. her
Preis für Tuvia Tenenbom
Ehrlicher Journalismus. Es gibt ihn also noch im Zeitalter des Postfaktischen: den guten, ehrlichen, unvoreingenommenen Journalismus. Hier wird noch recherchiert und aufgeschrieben, was Sache ist. Für diesen Typ des Reporters gibt es jetzt auch eine eigene Auszeichnung, den »Preis für ehrlichen Journalismus«. Dieser mit 7 000 Euro dotierte Preis wird in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben, und zwar an den US-amerikanisch-israelischen Autor und Journalisten Tuvia Tenenbom. Er wird ihn am 12. Dezember bei einem Festakt im Berliner Hotel Adlon entgegennehmen. Was ehrlicher Journalismus ist und warum Tenenbom ein würdiger Vertreter dieser neuen Gattung ist, wird der Spiegel-Kolumnist Jan Fleischhauer in seiner Laudatio erklären. Stifter des neuen Preises ist der Herausgeber der Monatszeitung Jüdische Rundschau, Rafael Korenzecher. her
In der Zeitschleife
Metallica. Spätestens seit dem quälenden Dokumentarfilm »Some Kind of Monster«, dieser mitgeschnittenen Therapiesitzung, scheint es von immenser Bedeutung, was sich hinter den Kulissen des Unternehmens Metallica, in den Seelengründen der Bandmitglieder und zwischen ihnen abspielt. Hardrocker mit weichem Kern! Geständnisse über allerlei Süchte und Schwächen! Echte Menschen! Insbesondere letzteres hatte man nie für möglich gehalten. Warum sonst sollte man dreieinhalb Jahrzehnte nach Gründung der Band, nach etlichen Platten, von denen die bedeutenden vor 30 Jahren erschienen sind, mit Begeisterung darüber berichten, dass James Hetfield nicht mehr zum Alkohol greift? Dass der Sänger einer der größten und einstmals auch härtesten Rockbands ­aller Zeiten heutzutage gar »eine Lesebrille« trägt? Mittdreißiger kommen nicht umhin, den Wirbel, der aufgrund der jüngsten Veröffentlichung veranstaltet wird, mit Verwunderung zur Kenntnis zu nehmen. Als Jugendlicher hat man gelacht über die harten Männer. Und jetzt? Muss man sich entscheiden: Ent­weder man fühlt sich auf ewig zu jung für diesen Zirkus und macht Metallica zu einem Generationending; oder man lässt sich von der tristen Erkenntnis einholen, dass menschelnde Pop-Stories über Rockriesen, so wenig Neues sie auch enthalten, von größerem Interesse sind als Artikel über Demdike Stare oder Anna von Hausswolff. oko