Herr Bitte Klopfen verzweifelt gesucht

Geklingelt hatte er nicht, der Paketbote, was jetzt aber nicht weiter verwunderlich war, denn das macht er nie. Beziehungsweise nur dann, wenn er verzweifelt ist, weil die traditionellen Paketannahmenachbarn nicht da sind und er dringend jemanden sucht, der die Sendung für die Leute im vierten Stock annimmt. Soweit war also alles wie immer, nur diesmal drohte die Sache etwas komplizierter zu werden. Denn nachmittags verkündete eine Mail des Versandunternehmens kurz und bündig, dass man leider nicht zu Hause gewesen und das Paket daher bei einem Nachbarn abgegeben worden sei. Genauer: »Bei ihrem Nachbarn Herrn Bitte Klopfen«. Das ist, natürlich, insofern schlecht, als dass niemand im weiteren Umkreis »Bitte Klopfen« heißt, wie man aus jahrelanger Erfahrung mit lustigen Paketchenzetteln weiß. Hin- und hergerissen zwischen fatalistischem »Geht’s halt zurück, vielleicht hätt’s mir eh nicht gefallen« und Kampfgeist wird dann aber das Naheliegende getan, nämlich das Elend auf Facebook geschildert. Und, verkürzt, auf Twitter. Rasch entwickelt sich ein interessanter Erfahrungsaustausch, der nur wenig Hoffnung weckt, denn es gab wohl schon Fälle, in denen Menschen kurz vor dem Antritt langer Weltumsegelungen (oder so) noch rasch eine Sendung angenommen haben. Dann jedoch trifft eine Twitter-Nachricht ein, in der ein Follower erklärt, Herr Bitte Klopfen zu sein und er sei jetzt zu Hause und bereit zur Päckchenübergabe.
Netter Kontakt, gern wieder. Herr Bitte Klopfen hat übrigens sein Dasein als freiwilliger Posthelfer perfektioniert und wirft hübsche, selbstentworfene Zettel in die Briefkästen der Nachbarschaft, wenn er Sendungen für sie angenommen hat.