Gastbeitrag

Karl war jung und brauchte das Kapital

Klingt diese Woche wie August Diehl

So, Leute, zwei Dinge nur schnell, bevor Ihr alle in den »Jungen Karl Marx« rennt wie die Lemminge. Erstens: Es handelt sich um einen Film, ein Biopic, um genau zu sein, in dem ich, Euer August, so tue, als sei ich Karl Marx. Klingt erst mal lustig, so wie Cola mit Wein gemischt, hat aber auch viele Dinge kompliziert gemacht. So war es zum Beispiel besonders schwer, das Marx’sche Denken angemessen darzustellen. Ich meine: Lesen im Kino, das hat ja schon bei »Star Wars« nicht funktioniert. Wir haben das jetzt so gelöst, dass wir um Marx herum lauter alte Bücher positioniert haben, um zu zeigen, dass sich der Mann auch professionell mit Büchern beschäftigt hat. Das ist einfach ein Gebot der historischen Fairness.
Dann ging es uns aber auch darum zu zeigen, dass Marx immer sehr wenig Geld hatte und sich sein Denken deswegen auch so unaufhörlich um Geld drehte. Ich sage mal: Hätte Marx ein bisschen Kapital gehabt, so wie Engels, wer weiß, vielleicht wäre er dann auch ein bisschen besser drauf gewesen, hätte seine Frau nicht betrogen und die Leute nicht derart aufgehetzt, was weiß ich. Aber es ist schon ganz erstaunlich, dass sich heute viele der verrückten Thesen von Marx bewahrheiten, so zum Beispiel, dass der Kapitalismus auch Schattenseiten hat. Das habe ich so oder ähnlich im MDR gesagt, und die haben sich tatsächlich getraut, das zu senden. Ganz schön mutig! Hoffentlich muss dafür keiner ins Gefängnis.
Ich freue mich jedenfalls immer darauf, einen aufmüpfigen Youngster mit schrägen Ideen zu spielen, der überall aneckt. Das kann ich meinetwegen noch machen, bis ich 70 bin oder meine Augen endgültig in ihren tiefen, ehrfurchtsgebietenden Höhlungen versunken sind. Dann kann ich meinetwegen noch den jungen Werther spielen, den jungen Gobineau oder einen jungen Rudolf Heß – die Träumer, die Spinner, die Luftikusse haben es mir einfach angetan. Wahrscheinlich, weil ich selber fast kein Innenleben habe. Egal! Hauptsache, Sie schalten weiter ein.

Euer August