Zensierst du schon?

Wenn der neue Ikea-Katalog ausgeliefert wird, sitzen Menschen auf der ganzen Welt auf ihren Söderhamn-Sofas und betrachten die gleichen Bilder von Billy-Regalen, Björkefall-Kerzenständern und natürlich glücklichen Menschen, die begeistert die jeweiligen Produkte nutzen.
Halt, das ist nicht wahr: In Saudi-Arabien, wo es mittlerweile drei Filialen des schwedischen Möbelhauses gibt, wird zwar auch der Standard-Katalog ausgeliefert – allerdings werden vor dem Druck fein säuberlich alle Bilder von Frauen, egal welchen Alters und welcher Hautfarbe, entfernt. So zeigt eine Badezimmerszene nicht mehr Vater, Mutter und zwei Kinder beim Zähneputzen, sondern nur noch den Mann und die beiden Jungen. Küchen, in denen sonst Menschen beiderlei Geschlechts beim gemeinsamen Essenmachen dargestellt werden, sind – vermutlich weil das Bild sonst extrem bescheuert aussähe – nur als reine Schaubilder von Hängeschränken, Herden, Kühlschränken zu sehen. Selbst die zu einer Frau gehörenden Hände, die ein Notebook bedienen, wurden wegretuschiert.
Schwedische Politiker äußerten sich empört über den zensierten Katalog. Unternehmen sollten sich grundsätzlich an die existierenden ethischen Regeln halten, und dazu gehöre definitiv nicht, den Verkauf von Möbeln durch offenkundige Diskriminierung von Frauen anzukurbeln, kritisierte der ehemalige Gleichstellungsbeauftragte Claes Borgström gegenüber der Zeitschrift Metro. Handelsministerin Ewa Björling nannte die saudischen Kataloge »ein weiteres betrübliches Beispiel dafür, wie lang der Weg zu einer Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Saudi-Arabien« offenkundig noch sei.
Ikea Schweden zeigte sich übrigens von den Vorwürfen überrascht, Pressesprecherin Sara Carlsson sagte, man habe keine Ahnung und möge doch bitte gleich die saudi-arabische Niederlassung anrufen.