Homestory #27

Gehen Sie gerne Risiken ein? Tatsächlich finden einigen Kolleginnen und Kollegen in der Redaktion offenbar Lust an der Gefahr. Oft sind es die, die den Mittelweg belächeln, Kompromisse verachten und sich gerne in Ausnahmesituationen befinden. Es sind die kleinen Gesten, an denen sich die Waghalsigen gegenseitig erkennen: rauchen, trinken, die Sonnenallee mit dem Fahrrad entlang fahren. Natürlich sollte nicht immer jeder alles riskieren. Eine Redaktion braucht auch vorsichtige Menschen. Ohne diese hätte ihre Lieblingszeitung nicht 20 Jahre bestehen können. Andererseits würde es die Jungle World heute gar nicht geben, hätten nicht einige mutige und verzweifelte Journalisten und Journalistinnen das Glück bei den Eiern gepackt und einfach eine neue Zeitung aus dem Boden gestampft.

Wo wir gerade über Eier sprechen – das Klischee, dass Risikofreude von ausgeprägter Männlichkeit zeuge, stimmt nicht. Bei einer Testreihe für das Journal Psychological Science kam heraus: Unter Risikospielern sind solche mit überhöhten Testosteronwerten, aber auch solche mit besonders niedrigen. Daran kann es also nicht liegen.
Dennoch ist das Risiko ein wenig aus der Mode gekommen. Die Kollegen rauchen mittlerweile Biotabak, gehen zur

Zahnvorsorge und bleiben an roten Ampeln stehen. Lediglich in den Anforderungsprofilen für die besseren Jobs sind die Adjektive »risikofreudig« und »risikobereit« noch immer so beliebt wie die Klassiker »flexibel«, »belastbar« und »teamfähig«.

Wer sich dieser Tage aber einen besonderen thrill abholen will, der fährt nach Hamburg zum G20-Gipfel. Zwei Kollegen (ein Mann und eine Frau), denen keine Gefahr zu groß und kein Abenteuer zu abwegig ist, planen seit Tagen einen mutigen Ausflug an die Elbe. Beide sind gipfelerprobt und gut vorbereitet. Denn auch in der Jungle World gibt es sie noch: die echten Draufgänger.

Wer allerdings die Großpackung Kondome auf der Jungle-Toilette deponiert hat, bleibt ein ungelöstes Rätsel. Vielleicht ist es ein kleiner Hinweis: No risk, just fun.