06.07.2017
Small Talk mit dem Kollektiv »Fuck Yeah« über feministische Sexshops

»Sex als positive Möglichkeit«

Derzeit denkt man hauptsächlich an den G20-Gipfel, doch für gewöhnlich gehört die Reeperbahn zu den ­ersten Assoziationen, wenn es um Hamburg geht. Neben den Kneipen und Clubs sind die zahlreichen ­Sexshops prägend für das Bild der Partygegend. Dem kleinen Kollektiv »Fuck Yeah« genügt das Angebot an Sexshops jedoch nicht. Es möchte einen sexpositiven und feministischen Laden in Hamburg eröffnen. Ein Mitglied von »Fuck Yeah« hat mit der Jungle World gesprochen.

Was verbirgt sich hinter »Fuck Yeah«?
Wir sind vier Leute aus Hamburg, die zurzeit als Kollektiv einen Sexshop gründen. Dabei haben wir einen feministischen, sexpositiven Ansatz. Um den Laden zu eröffnen, brauchen wir Startkapital. Um das zu sammeln, gibt es das Crowdfunding, bei dem wir mit kleinen oder größeren Beträgen unterstützt werden können, und dafür gibt es dann Geschenke als Dankeschön an diejenigen, die gespendet haben. Seit Anfang der Woche läuft das und ein bisschen Kohle ist auch schon reingekommen, aber es ist selbstverständlich eine Herausforderung.

Sexpositiver Feminismus – was bedeutet das?
Der Begriff ist ungefähr in den frühen achtziger Jahren in den USA entstanden, gegen die Antipornobewegung, die in Deutschland ja vor allem mit Alice Schwarzer bekannt geworden ist. Gemeint ist unter anderem, dass Pornos nicht per se sexistisch sein müssen, sondern auch lustvoll für die Darstellerinnen und Darsteller sein können und für diejenigen, die sich das angucken. Es geht also darum, Sex generell erst einmal als etwas Positives zu begreifen, als positive Möglichkeit.

Geht es darum nicht auch in herkömmlichen Sexshops?
Mich nervt immer, wenn auf den Verpackungen von Sextoys so unglaublich stereotype Darstellungen von Frauen zu sehen sind, die gar nichts mit dem Toy zu tun haben. Da wird ein bestimmtes Bild davon vermittelt, was vor allem weibliche, aber selbstverständlich auch männliche Sexualität ausmachen soll. Die meisten Shops sind deshalb keine Orte, an denen ich mich als Feministin gerne mit Sex beschäftigen mag, da ich eben einen anderen Blick auf Geschlecht und Begehren habe.

Wie soll der Unterschied zwischen Ihrem und anderen Sexshops konkret aussehen?
Es wird zunächst keine binäre Aufteilung der Toys geben, also keine Spielzeuge in den Kategorien »Frauen« oder »Männer«. Wir wollen die Produkte lieber nach ihren Formen und Funktionen sortieren, weil wir positive, empowernde Bilder von verschiedenen Körpern und Begehrensformen vermitteln wollen. Es soll auch Bücher, Filme, Körperpflege- und Safer-Sex-Zubehör geben sowie alternative Menstruationsprodukte. Bei uns soll man alles anfassen und anschauen können, und bei Bedarf beraten wir – anders als in Onlineshops. Um lustvolle Sexualität für alle zu ermöglichen, wollen wir auch Wissen über Körper und Sex vermitteln, deshalb soll es auch Workshops und Ähnliches geben.

Wer soll in Ihr Geschäft kommen?
Gerne alle, die wollen. Also alle, denen eine angenehme Atmosphäre beim Shoppen von Sex- und Körperkram wichtig ist. Alle, denen sexuelle Selbstbestimmung ein zentrales politisches Anliegen ist. Denen ein offener, schambefreiter, respektvoller Umgang mit Sex am Herzen liegt.
Gibt es schon Reaktionen auf das Vorhaben?
Bisher haben wir größtenteils überaus positive Reaktionen bekommen. Viele sind begeistert von unserer Idee und finden auch, dass es Zeit wird für so einen Laden in Hamburg. Manche reagieren aber auch irritiert oder verhalten. Am häufigsten hören wir dann die Frage: »Was soll das sein, ein feministischer Sexshop?« Ich hoffe, das ist hier klar geworden.