In Pakistan bereichert sich die Armee. Sie bereitet aber auch den USA Sorgen

Immer Ärger mit der Armee

Seite 2 – China in Pakistan wichtiger als die USA

Der pakistanische Journalist Ahmed Rashid hat in seinem Buch »Sturz ins Chaos« detailliert beschrieben, wie die pakistanische Armee die Taliban seit 1994 benutzte und deren Reihen mit Kämpfern aus den afghanischen Flüchtlingslagern in Pakistan aufstockte. Auch die Rolle der USA in der Region und beim Entstehen des islamistischen Terrors beschrieb er.

Die USA haben nun vorvergangene Woche angekündigt, bis zu zwei Milliarden US-Dollar (1,7 Milliarden Euro) an Finanzhilfen für Pakistan auszusetzen. Es geht um direkte Militärhilfen sowie Geld für die logistische Unterstützung der US- und Nato-Truppen in Pakistan. Pakistan tue nicht genug gegen die ­afghanischen Taliban und das Terrornetzwerk Haqqani und wirke daher ­destabilisierend auf die Region, hieß es. US-Präsident Donald Trump warf der pakistanischen Regierung vor, Terroristen Zuflucht zu gewähren.

Eine wichtigere Rolle als die USA spielt mittlerweile China in Pakistan. Anfang des Jahres hat die pakistanische Zentralbank angekündigt, dass bilate­raler Handel und Investitionen nun in der chinesischen Währung Yuan abgewickelt werden dürfen. Bislang wurde für Transaktionen im Rahmen des China-Pakistan-Wirtschaftskorridors (CPEC) der US-Dollar genutzt. 2017 exportierte Pakistan Waren und Dienstleistungen im Wert von 1,62 Milliarden US-Dollar nach China, während die ­Importe von dort 10,57 Milliarden US-Dollar ausmachten. China hat im ­Rahmen des CPEC Pakistan Kredite von mehr als 62 Milliarden US-Dollar gewährt, meist zu höheren Zinssätzen als die Weltbank und der Internationale Währungsfonds. Hinter den vielen neuen Energieprojekten in Pakistan stecken chinesische Firmen, denen vertraglich Strompreise garantiert wurden, die oft bis zu vier Mal höher sind als im Nachbarland Indien. Der Hafen von Gwadar wurde China überlassen, Land für Wirtschaftsprojekte vertraglich ­zugesichert. Zudem hat China Tausende Hektar Land in Pakistan gepachtet, um dort landwirtschaftliche Produkte für den heimischen Markt zu pro­duzieren.

China will auch Afghanistan in den CPEC einbinden. Dass die pakistanische Armee weiterhin in Afghanistan und Indien Konflikte schürt, läuft den chinesischen Plänen zuwider. China hat kein Interesse an einem eskalierenden Konflikt mit Indien, es braucht den ­indischen Markt für seine Exporte. Derzeit gibt es Konflikte um Grenzregionen wie Aksai Chin. Indien betrachtet sie als Teil des autonomen Bundesstaats Jammu und Kashmir, nach chinesischer Auffassung gehört sie zum ­Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang. Für Indien ist die abgelegene ­Himalayaregion strategisch bedeutungslos, doch China braucht sie für eine Straße im Rahmen des CPEC, was wiederum Indien nicht gefällt.

Zudem engagiert sich Indien seit Jahren mit Milliarden US-Dollar in Afghanistan, um den von Pakistan gesponserten Extremisten das Land nicht völlig zu überlassen – auch wenn dies nicht aus­reichen wird, um in Afghanistan den Ton angeben zu können. China braucht ein gutes wirtschaftliches Verhältnis zu Indien, aber das wird es nicht geben, solange die pakistanische Armee Islamisten unterstützt. Sollte sich die Armee aber offen gegen die Islamisten stellen, würden diese Pakistan mit Anschlägen überziehen.

Um seine wirtschaftlichen Interessen in der konfliktreichen Region zu schützen, ist China auf militärische Partner angewiesen. Während die USA drohen, die Militärhilfen für Pakistan auszusetzen, will China die bereits be­stehende militärische Zusammenarbeit mit Pakistan vertiefen.