19.07.2018
Der ehemalige US-Cop John Marc Dougan a.k.a. BadVolf

Ein Troll mit Mission

John Mark Dougan ist ein kreativer, aber komplizierter und nicht immer ganz ehrlicher Mensch. 2008 verließ der Polizist das Polizeidezernat von Palm Beach, Florida, nachdem er Kollegen wegen Gewalt und der Missachtung von Vorschriften gemeldet hatte. Ein Jahr später wurde er aus dem Polizeidienst entlassen, weil mehrere Beschwerden wegen sexueller Belästigung gegen ihn eingegangen waren. Dougan wollte sich rächen und gründete Leak-Portale, auf denen er vor allem gegen sein ehemaliges Polizeidezernat und dessen Sheriff, Ric Bradshaw, agitierte.

Die wohl brisanteste Enthüllung war der Mitschnitt einer Telefonbeziehung, die ein vom Dezernat eingesetzter Privatdetektiv mit einer Frau namens Jessica zu führen glaubte. Der offenbar verliebte und vertrauensselige Detektiv gab im Gespräch mit Jessica mehrmals zu, sich bei seinen Ermittlungen nicht auf das gesetzlich Erlaubte zu beschränken. Dougan, der sich mit Hilfe eines Stimmverzerrers als Jessica ausgab, war genau auf solche Informationen aus.

Mit der Zeit fielen immer mehr der immer professioneller werdenden Meldungen in den Bereich üble Nachrede und frei Erfundenes. Dougan wurde ein professioneller Troll. Um die aufgenommenen Gespräche zu veröffentlichen, ohne sich selbst strafbar zu machen, braucht er einen Partner – den er erfand: »BadVolf«, ein russischer Hacker, der gegen die Ungerechtigkeit kämpfen will. Doch das FBI war nicht dazu zu bewegen, gegen Bradshaw und dessen Dezernat einzuschreiten. Dougan urteilte: Das System ist durch und durch korrupt.

Er plante einen Coup. »BadVolf« begann, in großem Stil geheime Adressen von Regierungsbeamten zu leaken, man jagte in Florida einen russischen Hacker, der keine Spuren hinterließ. In Wahrheit nutzte Dougan eine Lücke im Datenbanksystem Floridas, aber das blieb zunächst unentdeckt. Bis das FBI im März 2016 Dougans Haus stürmte und seine Festplatten beschlagnahmte.

Dougan floh in die fiktive Heimat seines Alter Ego – und wurde freundlich aufgenommen. Russland gewährte ihm Asyl. Dort schrieb Dougan seine Memoiren mit dem langatmigen Titel »BadVolf: Die wahre Geschichte der Vergeltung eines amerikanischen Polizisten gegen ein korruptes juristisches und politisches System, das ihn zwang, in Russland politisches Asyl zu beantragen«. Die »wahre Geschichte« enthält jedoch eine dreiste Lüge: »BadVolf« sei der gesuchte Hacker, der die E-Mails aus dem Hauptquartier der US-Demokraten leakte. Damit erregt Dougan nicht nur Aufmerksamkeit, er macht sich auch für seine Gastgeber nützlich. Es ist vorteilhaft, eine alter­native Geschichte zu den Ermittlungen der US-Behörden präsentieren zu können. In den USA mittlerweile per Haftbefehl gesucht, schwärmt Dougan in Interviews vom Leben in Russland. Im Mai drehte RT eine Dokumentation über ihn.