Alexandre Benalla, ein Leibwächter des französischen Präsidenten, prügelt in seiner Freizeit gern

Macrons Schläger

Ohne berufliche Qualifikation 10 000 Euro Monatsgehalt sowie eine Unterbringung auf Staatskosten – der 25jährige Alexandre Benalla konnte sich über seine Karriere nicht beklagen. Doch seit Mittwoch voriger Woche steht der Leibwächter des französischen Präsidenten Emmanuel Macron im Mittelpunkt eines Skandals, der sich seit dem Wochenende zu einer veritablen Staatsaffäre ausweitet. Ausgelöst wurde er durch ein Video, das die liberale Pariser Abendzeitung Le Monde auf ihrer Website veröffentlichte. Es zeigt Benalla dabei, wie er am 1. Mai in Paris behelmt auf einen Protestierenden eindrischt. Kurz darauf tauchte ein zweiter Videofilm auf, in dem zu sehen ist, wie er eine Protestierende attackiert. Benalla zeigt ein erhebliches Aggressionspotential, er vertreibt auch eine Radfahrerin, die dazwischengehen möchte. Die beiden von Benalla Angegriffenen kündigten inzwischen an, in einem Verfahren als Nebenkläger aufzutreten, und verlangen, von den Ermittlungsbehörden angehört zu werden.

Benallas Motive sind unklar, zu seinem Beruf gehörte es jedenfalls nicht, den Präsidenten auf diese Weise vor politischen Herausforderungen zu schützen und sich an der Seite von Polizisten an der Niederschlagung von Protesten zu beteiligen. Er handelte offenbar aus eigenem Antrieb. Dafür ließ er sich mit Sondervollmachten und Polizeimaterial wie einem Funkgerät sowie einer Armbinde ausstatten. Sein Übereifer wurde offensichtlich gedeckt – das ist der Auslöser des Skandals. Denn im Élysée-Palast war man frühzeitig über Benallas außerordentlichen Einsatz informiert. Anfang Mai wurde er für 14 Tage von seinen Aufgaben suspendiert und in den Innendienst versetzt – das bedeutete, hausinterne Veranstaltungen im Élysée-Palast auszurichten. Doch prompt tauchen nun Aufnahmen aus, die den jungen Mann während dieser Zeit als Teilnehmer wichtiger Sitzungen zeigen – von wegen Suspendierung.

Später waren ihm offiziell sensible Aufgaben im Sicherheitsdienst entzogen. Doch noch am Montag voriger Woche – jenem 16. Juli, an welchem die bei der WM in Moskau siegreiche französische Fußballnationalmannschaft im Bus über die Pariser Champs-Élysées rollte – war Benalla im vorderen Teil des Mannschaftsbusses. Also dort, wo, unmittelbar an der Seite der Weltmeister und unter den ­Augen von Kameras aus aller Welt, ganz bestimmt kein untergeordneter Beamtentropf zugelassen war.