Die junge Monarchin
Wer an eine Krönungszeremonie im Commonwealth denkt, hat meist Trubel und Pomp im Kopf. Doch tätowierte Männer mit Speeren, die ihre neue Regentin zu ihrem Holzthron begleiten? Ein Chor von schwarzgekleideten Frauen, auf deren Köpfen Blätterkränze sitzen? Und dazu noch eine Anwärterin, die die Jüngste in der Rangfolge ist?
Für westliche Beobachter waren die traditionellen Ehren der neuseeländischen Maori am Donnerstag voriger Woche wohl ein ungewohntes Spektakel – deren neue Königin, Ngā Wai Hono i te Pō Paki, schien die Zeremonie hingegen stoisch hinzunehmen. Sie übernahm das Amt ihres verstorbenen Vaters Tūheitia Pōtatau Te Wherowhero VII., der am selben Tag beigesetzt wurde. Ngā Wai ist damit die zweite Frau auf diesem Thron. Ihre Großmutter, Königin Te Arikinui Dame Te Atairangikaahu, hatte ihn von 1966 bis 2006 inne.
Die Maori-Monarchie ist weitestgehend repräsentativer Natur, doch dürfte Ngā Wai ihre politische Erfahrung bei dem Versuch helfen, die Situation der sozial und ökonomisch weiterhin benachteiligten etwa 900.000 Maori (etwa 17 Prozent der neuseeländischen Bevölkerung) zu verbessern.
Den Monarchentitel vergibt traditionell der Rat der Maori-Stammesführer. Er ist nicht vererbbar, allerdings erhielten ihn bislang stets direkte Nachkommen vorheriger Regenten. Dass die 27jährige ihren zwei älteren Brüdern vorgezogen wurde, ist dennoch eine besondere Entscheidung, die vermutlich aufgrund ihres Lebenslaufs gefällt wurde: Mit einem Sir-Edmund-Hillary-Stipendium studierte die Königstochter maorisches Recht und die traditionelle Muttersprache an der University of Waikato, an der sie später auch lehrte. In den vergangenen Jahren vertrat Ngā Wai zudem ihren Vater immer häufiger bei politischen Veranstaltungen und übernahm bereits einige Führungsfunktionen in der Maori-Monarchie.
Diese ist weitestgehend repräsentativer Natur, doch dürfte Ngā Wai ihre politische Erfahrung bei dem Versuch helfen, die Situation der sozial und ökonomisch weiterhin benachteiligten etwa 900.000 Maori (etwa 17 Prozent der neuseeländischen Bevölkerung) zu verbessern. Seit vergangenem Jahr ist der Konservative Christopher Luxon Premierminister, dessen Regierung seitdem mehrere Gesetze aufgehoben hat, die den Indigenen zugutekommen sollten. Unter anderem minimierte sie die Verwendung der Maori-Sprache im öffentlichen Dienst und löste einen eigens für die Maori geschaffenen Gesundheitsdienst wieder auf.