Der umstrittene Journalist Marcello Foa wird Präsident der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt RAI in Italien

Mr. Raiflix

Am Ende hat er es doch geschafft. Der Mailänder Journalist Marcello Foa ist seit vergangener Woche Präsident der italienischen öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Rundfunkanstalt RAI.

Wochenlang dauerte der Streit um diese Personalie, nachdem Foa vom Ministerrat der neuen Regierung nominiert, jedoch im Juli von der Aufsichtskommission des italienischen Parlaments abgelehnt worden war.

Warum seine Kandidatur zum Politikum wurde, ­erklärt der sozialdemokratische Abgeordnete Emanuele Fiano wie folgt: »Die RAI sollte ein Forum sein und bleiben, in dem die unterschiedlichsten Ideen Gehör finden können. Der RAI-Präsident sollte also ­jemand sein, der diesen Meinungspluralismus garantiert.« Diesen Pluralismus sieht die Opposition wegen der politischen Sympathien des neuen Präsidenten bedroht. Der 55jährige parteilose Foa mit italienisch-schweizerischem Doppelpass, bisher Geschäftsführer der Tessiner Mediengruppe Corriere del Ticino und ehemaliger Leiter des Auslandsressorts der rechtskonservativen Tageszeitung Il Giornale, trat in der Vergangenheit als Fan von Wladimir Putin, Europaskepiker und Unterstützer von Impfgegnern in Erscheinung. Außerdem wird er beschuldigt, Fake News zu verbreiten. Den medienkritischen Vertretern der rechtspopulistischen Regierungskoalition aus Lega und Fünf-Sterne-Bewegung gefällt das.

Die berechtigte Kritik an dem neuen Präsidenten als »Mann der Rechten« blendet allerdings aus, dass die regierenden Parteien schon immer einen großen Einfluss auf die Vergabe der Führungspositionen bei der RAI hatten. Die Sitze im Vorstand, der seinerseits den Präsidenten wählt, werden im zuständigen Parlamentsausschuss gewöhnlich nach Parteienproporz verteilt. Aus diesem Grund ist die gebührenfinanzierte RAI in den vergangenen Jahrzehnten zum Inbegriff des politischen Nepotismus geworden. Reformbedarf besteht also allemal. Marcello Foa scheint allerdings ganz andere Sorgen zu haben als seine Kritiker. Sein Plan klingt erstmal politisch harmlos: »Ich werde frische Luft bringen, auch in die Nachrichtensendungen. Ich träume von einer RAI, die ein bisschen wie Netflix ist, ­einer Raiflix.«