Der Krimtatar Nariman Dscheljal ist aus russischer Gefangenschaft entlassen worden

Zurück zur Krim

Nariman Dscheljal ist seit Freitag voriger Woche frei. Das prominente Mitglied des Medschlis, der politischen Vertretung der krimtatarischen Minderheit, wurde aus russischer Gefangenschaft entlassen.

Dscheljal wurde 1980 wie viele Krimtataren in der Verbannung in Usbekistan geboren, kehrte aber als Kind mit seiner Familie in die Heimat der muslimischen Minderheit auf die Krim zurück. Er studierte bis 2005 Politikwissenschaften an der Universität Odessa und arbeitete daraufhin als Moderator beim Fernsehsender ATR sowie als Journalist bei der krimtatarischen Zeitung Avdet.

Nach der Rückkehr vom internationalen Krim-Gipfel der ukrainischen Regierung in Kiew wurde Nariman Dscheljal im August 2021 von der Krim verschleppt – Maskierte legten ihm Handschellen an und stülpten ihm einen Sack über den Kopf. 

Im November 2013 wählte ihn die der Medschlis zum stellvertretenden Vorsitzenden. Nach der russischen Annexion der Krim 2014 ließ Dscheljal sich nicht einschüchtern und galt bald als letzter freier Repräsentant des Medschlis. Dieser wurde von den russischen Behörden auf der Krim als »extremistische Organisation« eingestuft und im April 2016 vom von Russland eingesetzten Obersten Gerichtshof verboten.

Nach der Rückkehr vom internationalen Krim-Gipfel der ukrainischen Regierung in Kiew wurde er im August 2021 von der Krim verschleppt – Maskierte legten ihm Handschellen an und stülpten ihm einen Sack über den Kopf. Auch seine Cousins Assan und Asis Achtjemow wurden dabei festgenommen. Den dreien wurde vorgeworfen, auf Geheiß der ukrainischen Regierung im August eine Gasleitung in Simferopol, der Hauptstadt der Krim, gesprengt zu haben.

Folter mit Elektroschocks, Schlägen und Todesdrohungen

Im September 2022 berichteten die Achtjemows vor dem Obersten Gerichtshof, unter Folter mit Elektroschocks, Schlägen und Todesdrohungen zu Geständnissen gezwungen worden zu sein. Dennoch wurde alle drei schuldig gesprochen und zu langen Haftstrafen verurteilt, Dscheljal erhielt 17 Jahre und wurde zuletzt im Gefängnis im südsibirischen Minussinsk festgehalten.

Seine Entlassung gehört zu einem umfangreicheren Gefangenenaustausch zwischen der Ukraine und Russland sowie dessen Verbündetem Belarus, bei dem jeweils 90 gefangene Soldaten an die andere Seite zurückgegeben worden seien, wie es aus der ukrainischen Regierung hieß. Das Abkommen kam unter der Vermittlung des Vatikan zustande. Neben Dscheljal wurden auch neun weitere Zivilisten freigelassen, seine Cousins allerdings nicht. Gegen wen Dscheljal eingetauscht wurde, ist bislang unklar. Der Kreml äußerte sich nicht dazu.