Ausbeutung in der digitalen Gesellschaft

Karl Marx und die Roboter

Seite 2 – Keine Software ohne Hardware

Solche Ansätze, egal ob sie von links oder von rechts kommen, fetischisieren und verklären die Rolle der Technik – so argumentiert der jüngst im Berliner Dietz-Verlag erschienene Sammelband »Marx und die Roboter«, herausgegeben von Florian Butollo und Sabine Nuss. Die 17 Beiträge in dem Band erheben den Anspruch, nicht nur die »technisch-stoffliche« Seite der Digitalisierung – künstliche Intelligenz, Algorithmen, computerbasierte Überwachung et cetera – in den Blick zu nehmen, sondern auch die »sozioökonomische« beziehungsweise »materiell-gesellschaftliche« Seite der derzeitigen Veränderungen, so Elena Louisa Lange in ihrem Beitrag.

Die Autorinnen und Autoren beziehen sich auf Karl Marx. Der Soziologe Christian Meyer formuliert in seinem Beitrag die (rhetorische) Leitfrage des Bandes: Inwieweit ist ein Rückgriff auf die rund eineinhalb Jahrhunderte alten Texte von Marx sinnvoll, um die Digitalisierung zu verstehen? Die Annahme, dass den Arbeiten von Marx Erkenntnisse zu entnehmen seien, die auch zum Verständnis der gegenwärtigen Verhältnisse noch nützlich und notwendig sind, ist der Ausgangspunkt der im Band enthaltenen Texte.

Marx hätte die derzeit sowohl im Feuilleton als auch in der Wissenschaft diskutieren Vorstellungen vom digitalen Kapitalismus kaum geteilt. So kommt auch heutzutage keine Software, keine digitale Erfindung ohne Hardware aus. Jede künstliche Intelligenz, jeder Roboter und jede App braucht nach wie vor Mikrochips, Kabel, Sendemasten, Server und so weiter – sämtliche Daten müssen verarbeitet werden, dafür braucht es Prozessoren, Speichermedien wie Festplatten oder Clouds und all die Kommunikationsnetzwerke, die erzeugt, instandgehalten, ersetzt beziehungsweise organisiert werden müssen.