Lynchmorde an Schwarzen in den USA

Roter Sommer, weißer Terror

Seite 4 – Rassenhass ist wieder salonfähig

Heutzutage ist der »Rote Sommer« fast vergessen. Das ist kein Zufall. Obwohl der Rassismus ein wesentliches Kapitel der amerikanischen Geschichte ist, will sich ein Großteil der weißen Bevölkerung diesem Thema lieber nicht stellen. Dennoch kommt es langsam zu einem Umdenken. So will der Journalist Cameron McWhirter vom Wall Street Journal mit seinem jüngst erschienen Buch »Red Summer: The Summer of 1919 and the Awakening of Black America« auf dieses Kapitel der US-amerikanischen Geschichte aufmerksam machen. Im April vergangenen Jahres wurde in Montgomery, im US-Bundesstaat Alabama, mit dem National Memorial for Peace and Justice die erste landesweite Gedenkstätte für die Opfer des Rassenterrors eingeweiht.

Zwischen 1877 und 1950 kamen mehr als 4 400 Afroamerikaner durch Lynchmobs zu Tode. Das National Memorial for Peace and Justice in Montgomery (­Alabama) erinnert an die Ermordeten.

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The National Memorial for Peace and Justice

Die Erinnerung ist wichtig. Denn heutzutage macht US-Präsident ­Donald Trump mit seinen provokanten Äußerungen den Rassenhass wieder salonfähig. So besuchte der afroamerikanische Journalist Jamelle Bouie von der New York Times im vergangenen Monat eine Wahlkampfveranstaltung Trumps in Greenville im Bundesstaat North Carolina und erlebte mit, wie die Anwesenden rassistische Parolen riefen – »Send her back«. Gemeint war damit die US-Kongressabgeordnete Ilhan Omar. Man muss also auch heute noch die skandierenden und vorwiegend weißen Menschenmengen in einem historischen Zusammenhang sehen – dem des »Roten Sommers«.