Krieg im Jemen

Ein tiefer Riss

Seite 2 – Riss im saudischen Machtblock

Der tiefere Grund für die Auseinandersetzungen zwischen den Saudis und den Emiraten dürfte in der fortwährenden Erfolglosigkeit aller machtpolitischen Unternehmungen der beiden Länder gegen den Iran zu suchen sein. Die anderen arabischen Verbündeten sind kaum noch bei der Stange zu halten, die Blockade und Unterwerfung Katars ist gescheitert und der Krieg im Jemen dümpelt militärisch ziellos dahin. Innerhalb der Emirate stört sich offenbar das handelsorientierte Dubai immer stärker an den Kosten der aggressiven Außenpolitik.

Dass der saudische Machtblock einen tiefen Riss aufweist, wurde Anfang Juli deutlich, als die Vereinigten Arabischen Emirate plötzlich ankündigten, sich von der Front im Jemen zurückzuziehen. Die Begründung, man wolle sich ganz auf die Spannungen mit dem Iran am Golf konzentrieren, war genauso wenig überzeugend wie die Versicherung, das sei alles mit den Saudis abgesprochen. Die Emirate haben im Gegensatz zu den Saudis, die im Jemen vor allem einen Luftkrieg führen, stark in die Ausbildung jemenitischer Milizen investiert – von 90 000 Kämpfern reden die Emirate selbst. Es sind solche Milizionäre, die nun die erneute Unabhängigkeit des Südjemen fordern, der sich nach dem Ende des Blockkonflikts 1990 mit dem Norden »wiedervereinigt« hatte, allerdings in einem bereits vier Jahre später folgenden Krieg um eine erneute Abspaltung vom Norden de facto erobert wurde.

Der Präsidentenpalast in Aden ist von den Separatisten wieder geräumt worden. Nach ihrer Machtdemonstration zogen sie sich aus den praktisch bedeutungslosen und zum Teil leerstehenden Regierungsgebäuden zurück, um eine erste Forderung Saudi-Arabiens für Verhandlungen zu erfüllen. Allerdings machten sie klar, dass sie die eroberten militärischen Camps und damit die Kontrolle über die Stadt nicht aufgeben werden.