Besuch einer Herberge in der ecuadorianischen Stadt Cuenca, in der venezolanische Flüchtlinge unterkommen

Unerwünschte Gäste

Seite 3 – Unqualifiziert und diskriminiert

In Quito, sind alle fünf Herbergen privat organisiert. »Vor allem von den Kirchen«, so Mauricio Burbano vom ­Jesuitischen Hilfsdienst für Flüchtlinge (JRS). Der Soziologe mit dem Fachgebiet Migration arbeitet an der Päpstlichen Katholischen Universität von Quito und benennt die politischen Defizite: »Die Regierung tut sich schwer, Mittel bereitzustellen. Man hofft auf internationale Hilfe, vom ­UNHCR, von Kooperationspartnern, von anderen UN-­Organisationen wie Unicef. Das reicht aber nicht, um ein umfassendes Programm zu finanzieren – das ist die Grund­konstellation aus meiner Perspektive.« Der Mangel an Unterstützung ist in Quito genauso wie in Cuenca zu merken. Oft sieht man Familien, junge Männer oder Frauen, die bettelnd durch das Zentrum ziehen oder an den Ausfallstraßen der Stadt stehen. »Ihnen wird nicht immer mit Verständnis ­begegnet – die abweisende Haltung wird häufiger«, meint Moreno.

Der Jesuit und Soziologe Mauricio Burbano kritisiert die Flüchtlingspolitik.

Bild:
Knut Henkel

»Mit der ersten Welle kamen in aller Regel die gut Ausgebildeten mit einer konkreten Jobperspektive. In der zweiten Welle Familien sowie erwachsene Einzelpersonen und in der dritten Welle haben wir es nun oft mit Jugendlichen zwischen 16 und 20 Jahren zu tun, die kaum oder gar nicht qualifiziert sind«, schildert Moreno die derzeitige Situation. Mit dieser ist auch Luis Montero konfrontiert. Der Lehrer aus der Umgebung von Cuenca leitet die Posada ab dem späten Nachmittag ehrenamtlich mit einigen Helfern. Nur Koch Douglas und zwei, drei weitere Hilfskräfte sind fest angestellt. Montero ­koordiniert die Abläufe und versucht zu helfen, wo er kann. »Das ist schwieriger geworden. Der Arbeitsmarkt gibt für Ungelernte kaum etwas her und ­eigentlich müsste man viele der jungen Neuankömmlinge aus Venezuela erst einmal qualifizieren«, so die Einschätzung des Pädagogen.

Das ist in Ecuador trotz aller vollmundigen Ankündigungen der Regierung kaum vorgesehen. Schulplätze für Kinder und Jugendliche seien generell knapp und für Kinder aus Venezuela nur äußerst selten zu ergattern, so der ­Migrationsexperte Burbano. Dies bestätigte auch Ecuadors Ministerin für ­soziale und ökonomische Inklusion, Berenice Cordero, Ende Mai in einem Interview mit der Tageszeitung El Comercio. Nur 20 Prozent der Kinder von Migranten aus Venezuela gingen in Quito zur Schule, ergaben Stichproben ihres Ministeriums. In anderen Städten wie Guayaquil oder Cuenca sei die Quote nicht viel höher, so die Ministerin. Sie mahnte, gleiche Standards für alle Kinder und Jugendlichen in Ecuador einzuhalten.