Ein französischer Diplomat unter Terrorverdacht

Diplomat sucht Kalaschnikow

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Der Verdächtige ist kein kleiner Fisch: Bis 2017 war er stellvertretender Konsul Frankreichs in der Republik Gabun, die über große Ölvorkommen verfügt und eine der beiden wichtigsten französischen Militärbasen in Afrika beherbergt. Seither war er in El Salvador tätig, wo er in der französischen Botschaft den zweithöchsten Rang innehatte. In dem mittelamerikanischen Land kämpfte während des Bürgerkriegs in den achtziger Jahren die rechtsextreme, den Großgrundbesitzern nahestehende und eigene Milizen unterhaltende ­Regierungspartei Alianza Republicana Nacionalista gegen linke Guerillakämpfer. Die USA unterstützten damals offen die Regierung.

Noch immer befinden sich in El Salvador zahlreiche Waffen in Umlauf, die vor allem für die grassierende Bandenkriminalität eine große Rolle spielen. G. soll eine Liste von Waffen angelegt haben, von denen er Exemplare aus seinem Einsatzland nach Frankreich mitbringen wollte. In einer Nachricht, die die französischen Behörden abfingen, ist von »Gewehren, Uzis, Kalasch­nikows« die Rede. Die Waffen sollten im Diplomatengepäck eingeschleust werden, das beim Passieren von Grenzübergängen nicht kontrolliert wird.

Wie erst Mitte September öffentlich bekannt wurde, war G. am 6. Juni angeklagt worden. Wann der Fall vor Gericht verhandelt werden soll, ist noch nicht bekannt. Das Außenministerium hat den Diplomaten zunächst vom Dienst suspendiert, seine Tätigkeit ruht mindestens so lange, bis die Vorwürfe geklärt sind. Bei der Vernehmungen räumte der Verdächtige Presseberichten zufolge unter anderem ein, einen Kurzaufenthalt in Frankreich im Mai 2018 genutzt zu haben, um an einer Versammlung der AFO in der ländlichen Gemeinde Nogent-le-Rotrou teilzunehmen, die etwa 100 Kilometer westlich von Paris liegt.

Seit spätestens 2017 soll G. den bisherigen Erkenntnissen der Ermittler zufolge den Mitgliedern der rechtsterroristischen Organisation aus der Ferne Anweisungen erteilt haben. Bei ihnen handelt es sich nach Polizeiangaben um Männer und Frauen im Alter zwischen 33 und 70 Jahren mit einem Hang zu Überlebenstraining, getrieben von Untergangsphantasien und Bürgerkriegserwartungen. Dass ein derart ranghoher Staatsdiener der AFO angehört, war bislang nicht bekannt.