Der Abend in der Rue du Général Camou
Prolog
July lag im kalten Badewasser und nippte an ihrem Burgunder, als draußen die Tür ins Schloss fiel. Aziza betrat das Badezimmer, lehnte sich an die Wand und ließ sich, den Rücken gegen die Kacheln gepresst, zu Boden gleiten.
Es war Anfang Juli und July hatte Ferien. Seit einem halben Jahr war sie viel unterwegs und nur selten zu Hause gewesen, weshalb sie beschlossen hatte, in diesem Sommer Paris nicht zu verlassen. Die Hitzewelle hatte dann vor einer Woche begonnen, am Tag von Azizas Ankunft; seitdem verbrachte July ihre Tage in der Badewanne, umgeben von kaltem Wasser und kaltem Weißwein.
Was Aziza betraf, so hatte sie das Wetter bislang noch nicht einmal kommentiert. In Dschibuti waren im Juli Tagestemperaturen von weit über vierzig Grad, die nachts auf knapp dreißig Grad herunterkühlten, Alltag. Vor ein paar Tagen hatte July zu ihr gesagt: In gewisser Weise hast du dich nicht vom Fleck bewegt, bist genau dort, wo du vorher warst, hast dein Milieu nicht verlassen.
July wusste indes selbst, wie sich echte Hitze anfühlen konnte. Wenn sie im Sommer bei der Verwandtschaft ihrer Mutter in Tel Aviv war oder bei der Schwester ihres Vaters in Dakar, konnte es ebenfalls unerträglich heiß werden, doch Dschibuti war eine andere Liga. Dschibuti war eines der heißesten Länder Afrikas. Tropisch-heißtrocken. Wüstenklima. Kaum Regen, so gut wie nie.