Überflutungsgefahr in Liberia

Land unter Wasser

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Das Bevölkerungswachstum und die Binnenmigration während des jahrelangen Bürgerkriegs haben in Liberia dazu geführt, dass viele informelle Siedlungen in Gegenden entstanden sind, die nur knapp über dem Meeresspiegel oder in zuvor unbebautem Sumpfland liegen. Doch nicht nur der Klimawandel ist ein Problem. In ­solchen Siedlungen fehlt es oft an einer Kanalisation oder die Abflusskanäle sind verstopft, so dass es bei starken Regenfällen häufiger zu Überflutungen kommt.

Liberia hat mit weiteren ökologischen Problemen zu kämpfen, die teilweise die Folgen des Klimawandels verschlimmern. Hausmüll wird offen gelagert und verbrannt. Die tropischen Regenwälder werden abgeholzt, Elefanten, Leoparden und Affen gejagt. Sie gelten als »Buschfleisch«, dieses gilt in Liberia, aber auch in den Nachbarländern Sierra Leone und der Côte d’Ivoire als Delikatesse. Die Ranger, die die Tiere und den Wald schützen sollen, dürfen keine Waffen tragen und können so wenig gegen die Wilderei und den Export von geschützten Tierarten tun. Die Jagd auf die Tiere gefährdet das tropische Ökosystem. Noch drastischer wirkt sich die Abholzung aus. Ungefähr 40 Prozent der Landesfläche Liberias sind noch mit Regenwald bedeckt. Bereits während des Bürgerkriegs war die illegale Abholzung durch verschiedene Milizen ein großes Problem. Mittlerweile bedrohen Holz- und Palmölfirmen den Waldbestand. So belegt beispielsweise ein Bericht der Organisation Global Witness vom Oktober 2018, wie die Holzindustrie moderne, ökologisch orientierte Forstwirtschaftsgesetze mit Tricks umgeht.

Auch Monluo beobachtet immer wieder, wie Stücke eigentlichen geschützten Tropenholzes auf dem Markt verkauft werden: »Viele werden auf dem Schwarzmarkt verkauft, vor allem in Paynesville und Monrovia. Aber überall in Liberia wird Holz verkauft. Und vieles wird exportiert.« Monluo fordert: »Unsere Regierung sollte Unternehmen, die den Wald abholzen, strenger regulieren.«

2010 bekam das Unternehmen Golden Veroleum von der liberianischen Regierung die Erlaubnis, Palmölplan­tagen anzulegen. Geplant war, dafür große Flächen Regenwalds abzuholzen. Der liberianische Umweltschützer Alfred Brownell begann eine Kampagne, mit der verhindert werden konnte, dass 2 078 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt werden. Dieses Jahr erhielt er dafür den Goldman Environmental Prize. Bislang hat Golden Veroleum die Erlaubnis, immerhin noch 2 000 Quadratkilometer Regenwald abzuholzen. Andere Firmen sind ebenfalls im Geschäft. »Die Regierung und auch die Firmen haben nur Interesse am Geld«, sagt Monluo. »Sie stehlen unsere Zukunft und hinterlassen uns im Gegenzug nichts.«