AfD protestiert gegen Christkind

Schöne Bescherung

Das neue Nürnberger Christkind, Benigna Munsi, ist der AfD nicht weiß genug.

Von wegen Influencerin – Nürnbergerinnen im Teenageralter wollen lieber »Christkindla« werden. Da kommt man raus aus der Stadt, lernt bei den Auftritten als blondgelockter Engel die schönsten Altersheime und Krankenhäuser der Provinz kennen – aber auch Chicago –, darf bis zum Erbrechen Lebkuchen und Bratwürste in sich hineinstopfen, Hände wichtiger Lokalgrößen schütteln und fränkische Verse aufsagen. Der Traum, das nächste Christkind zu spielen, ging vergangene Woche für die 17jährige Nürnbergerin Benigna Munsi in Erfüllung. Aus zahlreichen Bewerberinnen zwischen 16 und 19 Jahren wurde sie als Nürnberger Christkind für 2019/2020 ausgewählt. Neben offenem Auftreten und Textsicherheit gehört auch Schwindel­freiheit zu den Anforderungen. Schließlich muss das Christkind Ende November mit einem Seil gesichert vom Balkon der Frauenkirche aus den Nürnberger Christkindlesmarkt eröffnen. Munsi hat zudem Schauspielerfahrung, ist Ministrantin und singt im Kirchenchor – perfekte Voraussetzungen, möchte man meinen.

Einigen AfD-Vertretern ist die Tochter einer weißen Deutschen und eines dunkelhäutigen Inders allerdings nicht deutsch oder weiß genug. Der Kreisverband München-Land der AfD warnte wegen Herkunft und Hautfarbe des neuen Christkinds gleich vor der Ausrottung des deutschen Volks. »Eines Tages wird es uns wie den Indianern gehen«, hieß es auf dessen Facebook-Seite. »Ein ›Christkindl‹, dem man die fremde Herkunft an der Nasenspitze ansehen kann«, sei ein »Schlag ins Gesicht aller Freunde von Tradition und gewachsener Kultur«, echauffierte sich Hardy Rupsch, IT-Redakteur der AfD-Bundestagsfraktion. Diese und ähnliche AfD-Beiträge wurden nach Kritik wieder gelöscht. Das Christkind, ursprünglich eine protestantische Erfindung, ist seit Jahrhunderten vom Elsass bis Ungarn bekannt. Es wurde zunächst als Jesuskind dargestellt, mittlerweile meist als weiblicher blonder Engel. Die Nationalsozialisten führten 1933 die Figur des Nürnberger Christkinds ein, um den Weihnachtsmarkt wiederzubeleben und die Stadt der Reichsparteitage aufzuwerten. Heute gibt man sich weltoffen. Selbst Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der Geflüchtete bereits vor den Grenzen Bayerns aufhalten will, kritisierte die Hetze der AfD gegen Munsi. Die Schülerin bleibt derweil gelassen und betont, sie habe auch sehr viel Zuspruch erhalten.