Zeit um nichts zu tun

Der Lockdown als Chance

Das Medium Von

Französisch gelernt, oder Spanisch, jeden Tag eine Viertelstunde. Und genäht. Und es endlich geschafft, alle die Bücher, die sich schon so lange stapelten, zu lesen sowie die tolle Serie anzuschauen, von der alle so begeistert sind. Plus: Gekocht, ausgiebig, jeden Tag ein neues Gericht ausprobiert sowie alle zwei Tage ein neues Kuchenrezept. Und, natürlich, die Wohnung renoviert, neu eingerichtet und täglich gestaubsaugt und die Fenster geputzt. Manch­mal auch zweimal täglich, als Fitnessübung, wenn das morgendliche Aufwärmprogramm und die mittägliche Pilatesstunde sowie die abendliche Yoga-Session nicht ausreichend erschienen.

Krise als Chance. Sich noch einmal ganz neu erfinden. Die Auszeit sinnvoll genießen. Das wird wohl das sein, was vom großen Lockdown übrig bleibt, wenn er erst mal vorbei ist, jedenfalls nach dem zu urteilen, was Leute so den ganzen Tag über ihre Aktivitäten posten. Außer natürlich sie lügen und tun nix davon, sondern sitzen eher herum, arbeiten hin und wieder was, tele­fonieren und chatten stundenlang und verfassen ansonsten engagierte Postings über ihre vielen wertvollen Zeitvertreibe, kann auch sein.

Was sich kaum jemand traut, ist zu sagen, wie es ist: Vollkommen nutzlose Sachen zu tun (und dabei hübsch angezogen zu sein, das ist nun wirklich wichtig, weil egal was ist, es muss geglitzert werden) ist absolut erfüllend, sich nicht weiterbringen, runderneuern, neu definieren, sondern bloß einfach da sein und tun, was gerade Spaß macht. Aber nein, es wird unermüdlich imposant erscheinender Krams gemacht und ruckzuck ist der Lockdown dann vorbei und man wird nie wieder die Chance zu derart konzentriertem Leistungsverweigern bekommen, außer vielleicht später mal, wenn man in Rente geht, aber die beste Gelegenheit wäre jetzt, und man sollte sie nicht verplempern.