Das Urteil gegen den Medienunternehmer Jimmy Lai aus Hong Kong

Der umtriebige Medienmogul

Porträt Von

Die Demokratiebewegung in Hongkong hat viele Gesichter. Die meisten sind jung, zu den bekanntesten gehören jedoch drei Protagonisten fortgeschrittenen Alters: der 73jährige Medienunternehmer Jimmy Lai, die 73jährige Rechtsanwältin Margaret Ng und der 82jährige Rechtsanwalt und Politiker Martin Lee. Alle drei wurden am Freitag vergangener Woche von einem Gericht in Hongkong wegen der Organisation »unerlaubter Versammlungen« zu Haftstrafen verurteilt. Damit meint das Gericht die Demonstrationen während der Massenproteste 2019/2020 gegen das sogenannte Sicherheitsgesetz der chinesischen Regierung, das die Freiheitsrechte der Hongkonger Bürger stark beschneidet und Auslieferungen an Festlandchina ermöglicht. Während die Haftstrafen für Lee und Ng zur Bewährung ausgesetzt wurden, muss Jimmy Lai ins Gefängnis. Auf 14 Monate Haft kumulieren sich seine Verurteilungen in diversen Verfahren, die sich alle auf Lais Unterstützung der Protestbewegung beziehen.

Jimmy Lai, ursprünglich Lai Chee-Ying, wurde in Guoangzhou in Südchina geboren und ist ein Self-made-Milliardär. Wenn man seiner Biografie glauben darf, kam er als blinder Passagier auf einem Schiff nach Hongkong und fing mit zwölf Jahren an, in einer Textilfabrik zu arbeiten. Mit 28 legte er das bis dahin verdiente Geld an der Börse an und kaufte eine eigene Fabrik, die unter dem Namen Comitex zunächst Kleidung für andere Firmen produzierte; später stieg er mit einer Firma namens Giordano selbst in den Textilhandel ein. Lai politisierte sich nach eigenen Angaben im Zuge der Tiananmen-Proteste im Jahr 1989 und gründete daraufhin seine erste Zeitung, Next Magazine, die eine Mischung aus Klatsch und investigativen Recherchen zu Politik und Wirtschaft publiziert und eine deutlich kritische Haltung zur chinesischen Regierung vertritt. 1995 folgte die inzwischen wohl bekanntere Zeitung, Apple Daily, die ebenfalls bevorzugt Kritikern der Volksrepublik eine Plattform bietet. Beide Zeitungen erscheinen bis heute, und in beiden hat Lai auch selbst provokante und kritische Artikel publiziert. Bereits vor den Demokratieprotesten wurde Jimmy Lai des Öfteren angegriffen, seine Privatwohnung und ein Sitz seiner Medien mit Brandbomben, mutmaßlich wegen der politischen Ausrichtung der Zeitungen. Seit Lais Engagement für die Protestbewegungen gegen das Sicherheitsgesetz wird er alle paar Monate angeklagt oder festgenommen. Auch mit der jetzigen Haftstrafe ist es nicht getan; bald wird sich Jimmy Lai wohl erneut vor Gericht verantworten müssen, dann wegen des Vorwurfs der Verschwörung mit ausländischen Kräften.