Die neue Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz unter René Pollesch

Herr Pollesch und das Riesending in Mitte

An der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz hat die Intendanz von René Pollesch begonnen. Der wird nicht müde, die eigene Rolle herunterzuspielen. Die Spielzeit bis jetzt: typisch und unprätentiös.

Ganz leise, fast unscheinbar, als sollten die alten Streithähne bloß nicht gereizt werden, hat mit der Spielzeit 2021/22 an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin ein neues Kapitel begonnen. Wobei der Name des Theaters sogleich an ein altes gemahnt, als sollten die dazwischen liegenden Jahre vergessen gemacht werden: Die Volksbühne heißt nun wieder wie früher unter ihrem Intendanten Frank Castorf, der das Berliner Theater zweieinhalb Jahrzehnte lang prägte. Nach seinem Weggang 2017 wurde sie in Volksbühne Berlin umbenannt.

Es folgte die glücklose Intendanz des Kurators Chris Dercon, der nach nur sieben Monaten das Handtuch warf, weil aufgrund seiner Berufung ein heftiger Streit entbrannt war und dem Theater ein finanzieller Kollaps drohte. Interimistisch übernahm Klaus Dörr die Intendanz, doch auch er trat vor Ende seines Vertrags zurück.*

Tagespolitisches will Pollesch zwar nicht auf der Bühne sehen, das wäre »Tagesschau«, aber »politischen Kämpfen« soll das Haus durchaus geöffnet werden.

Da war die neue Ära, die nun begonnen hat, bereits beschlossene Sache. Schon 2019 war bekanntgegeben worden, dass René Pollesch, der bereits seit den nuller Jahren an der Volksbühne inszeniert, die Intendanz übernehmen werde. Auch ei­nige der Schauspielerinnen und Schauspieler sind nun wieder zu sehen, die treuen Volksbühnenbesuchern bekannt sein dürften, wie Martin Wuttke oder Kathrin Angerer. Kein Wunder, dass der einst für die Berufung Dercons verantwortliche ehemalige Berliner Staatssekretär Tim Renner bei Bekanntgabe der Entscheidung 2019 auf Twitter ätzte, hier kehre man zur »Tradition« zurück. Auch viele Kommentatoren ­sahen in Polleschs Berufung einen »restaurativen« Akt, eine »klein­mütige Entscheidung«, die gar »populistische Züge« trage.

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