Homestory

Homestory #7

Als die Omikron-Virusvariante sich noch ankündigte, wurde zum Teil vor einer Überlastung der sogenannten kritischen Infrastruktur gewarnt. Die Jungle World gehört vielleicht nicht zur kritischen Infrastruktur, doch auch bei uns hat das Coronavirus in den vergangenen Tagen und Wochen für einige Ausfälle gesorgt. Allerdings hält sich die redaktionsinterne Inzidenz noch halbwegs in Grenzen – schließlich können wir im Homeoffice sitzen und sind nicht gezwungen, jeden Tag alle zusammen in kalten, schlecht belüfteten Räumen zu verbringen. Ganz im Gegensatz zu den Schülerinnen und Schüler. Wer kann es ihnen da verdenken, wenn sie sich ab und zu mal eine Auszeit gönnen wollen.

Einige Schülerinnen und Schülern sind mittlerweile auf den Trichter gekommen, wie sie das regelmäßige Testen in den Schulen für ihre Zwecke nutzen können. Zwei kleine Tropfen Capri-Sun – früher hieß das schwach fruchtsafthaltige Getränk Capri-Sonne – reichen aus, um für einen positiven Schnelltest zu sorgen, und damit für ein paar freie Schultage. Der Trick funktioniert auch mit anderen Säften oder Cola – wichtig ist nur ein gewisser Säuregehalt, der den pH-Wert des Teststreifens ändert –, aber Capri-Sun lässt sich offenbar am unauf­fälligsten nutzen. Diese Methode sei ein »offenes Geheimnis«, sagte ein Schulleiter, es werde »auf Tiktok verbreitet und ist auch in den Pausen Thema«.

Apropos Kinder und Jugendliche. Etwas befremdlich war jüngst der Vorschlag des Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert (SPD). Der hält es nicht für sinnvoll, dass schon 16jährige Bier und Wein kaufen dürfen. »Für mich sprechen viele medizinische Argumente dafür, das Erwerbs­alter für Bier, Wein und Schaumwein auf 18 Jahre zu erhöhen«, sagte Blienert. Besonders viele »medizinische Argumente« gibt es sicher nicht dafür, sich schon mit jungen Jahren regelmäßig die Kante zu geben, wie es in Deutschland gang und gäbe ist. Aber die Tücken prohibitiver Maßnahmen sind seit über 100 Jahren bekannt und der war on drugs hat keineswegs zur Verringerung des globalen Drogengenusses geführt.

Eine gewisse Vorsicht bei der Dosierung ist allerdings ohnehin stets angebracht, wie ein Beispiel aus dem bayerischen Weiden zeigt. Am Wochenende erlitten dort acht Personen schwere Vergiftungserscheinungen, weil sie sich eine Flasche Champagner ­geteilt hatten, in dem sich Ecstasy befand; ein 52jähriger starb sogar an den Folgen der Vergiftung. Gebrauchsanleitungen und Warnhinweise auf Drogen könnten solchen Ereignissen vorbeugen. Zum Beispiel sollte da zu lesen sein, dass man mit Ecstasy eher vorsichtig sein sollte, besonders mit steigendem Lebensalter.