Das Album »Bad Advice Good People« von Clear History

Verspielt und popverliebt

Platte Buch Von

Wenn eine Band aus einem Do-It-Yourself-Umfeld ihren ersten Song gleich mit einem Musikvideo veröffentlicht, ist anzunehmen, dass sie nicht im Proberaum vergammeln will. Die Bühne mag noch nicht das Ziel gewesen sein, als sich Emeka, Carrie und Kristof aus Berlin das erste Mal zum Jammen getroffen haben, aber wenn so etwas sehr gut harmoniert, wäre man schön blöd, nichts draus zu machen. Nachdem sie also einiges an »time and energy, time and energy, time and energy« investiert haben, gibt es mittlerweile eben nicht nur die Band Clear History, sondern auch ein Musikvideo, erste Konzerte und eine EP.

Dass das Post-Punk-Trio zwar mit Gitarre, Bass und Schlagzeug auskommt, aber drei Gesangsmikrophone braucht, sieht man in dem Musikvideo zum Song »Solar Death Ray« nicht; stattdessen zeigen Clear History ihre Tanzbewegungen und regen zum Mitwippen an. Aber man hört es! Der repetitive Sound, der von einem minimalistischen Schlagzeug, einem verspielten Bass und einer noch verspielteren Gitarre hervorgebracht wird, hat Schub – und fordert Geduld für den einen oder anderen groovigen Umweg. Der wechselnde Gesang pflanzt die Ohrwürmer direkt ins Hirn, während die Texte beim ersten Hören einige Fragen angenehm ­offenlassen: Singen sie da von »Presence« oder »Presents«? Auflösung: »Presents«! Fürs Mitsingen ist es egal.

Überhaupt sind hier drei popverliebte Verspielte am Werk, deren Texte auf völlig verschiedene Richtungen anspielen: »It’s getting hot now« – ist das ein Verweis auf die Runaways? Oder doch Snoop Dogg? Und wo versteckt sich der Einfluss Rihannas, von dem das Label der Band spricht? Es bleibt spannend, obwohl sich auf den zwei Seiten der EP im 12-Inch-Format bloß sechs Songs befinden. Der Hinweis auf den »gut sortierten Plattenladen« ist sicher überstrapaziert, aber genau dort dürfte dieses Debüt zu finden sein. Clear History selbst findet man pandemiebedingt vorerst vermutlich doch vor allem im Proberaum, doch demnächst wird die Band hoffentlich wieder die drei Mikrophonständer auf der Bühne aufbauen und das Publikum zum Tanzen bringen.

Clear History: Bad Advice Good People (Upset The Rhythm)