Die Probleme gehörloser Geflüchteter aus der Ukraine in Berlin

Ein Piktogramm ordnete den Umzug an

Eine Gruppe von gehörlosen Geflüchteten aus der Ukraine wehrte sich in Berlin mehrere Monate lang dagegen, getrennt und auf verschiedene Bundesländer verteilt zu werden. Nun dürfen sie bleiben, aber ein Präzedenzfall soll das dem Berliner Senat zufolge nicht sein.

Für Menschen, die wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nach Berlin fliehen, ist das Ankommen meist schwer. Sie erreichen traumatisiert eine fremde Stadt mit einer unbekannten Sprache und werden nach ihrer Registrierung auf die verschiedenen Bundesländer verteilt, oftmals in abgelegene Regionen, wo sie weitestgehend auf sich allein gestellt sind.

Für gehörlose Geflüchtete ist das besonders problematisch, schließlich gibt es hierzulande nicht überall Angebote in russischer Gebärdensprache. Daher sei es wichtig, schreibt die Initiative Deaf Refugees auf ihrer Website, taube Geflüchtete nicht zu trennen und zu isolieren, sondern zusammenbleiben zu lassen. »Unter hörenden Geflüchteten wären sie auf sich allein gestellt«, so das bundesweite Netzwerk aus verschiedenen Gehörlosenverbänden und -vereinen.

»Die Möglichkeit zur Kommunikation ist nicht nur ein Grundrecht, sondern konstitutiv für ein menschenwürdiges Dasein.« Thomas Moritz, Berliner Rechtsanwalt

Zusammenbleiben wollte daher auch eine Gruppe von rund 180 Gehörlosen, die zu Kriegsbeginn Ende Februar nach Berlin geflohen waren. Am 22. März hatte MdA Düsterhöft noch mitgeteilt, es gäbe eine Übereinkunft Giffey und SenIAS, dass die gesamte Gruppe in Berlin bleiben dürfe, weil es hier bundesweit die besten Strukturen für Gehörlose gebe. Für die Kinder gab es bereits Zusagen für eine Gehörlosenschule im Westend, einige Erwachsene hatten Arbeitsplätze in Aussicht. Dann kam Ende März der Schock: Ein Mitarbeiter des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) eröffnete den Geflüchteten, dass sie nicht in Berlin bleiben, sondern nach Köln weiterreisen sollten. Auch dort gebe es Kitas und Schulen für Gehörlose und einen Verband, der sich kümmern würde, hieß es.

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