Der Theatermonolog »Antígona González« von Sara Uribe klagt Drogenkartelle und korrupte Staaten an. Mit einem Auszug aus dem Originaltext

Klage und Anklage

Die Lyrikerin und Literaturwissenschaftlerin Sara Uribe gibt in ihrem 2011 entstandenen Langgedicht »Antígona González« dem feministischen Widerstand gegen den mörderischen Drogenkrieg und das Verschwindenlassen in Mexiko und Lateinamerika insgesamt eine Stimme. Jetzt ist der vielbeachtete Text auf Deutsch erschienen.
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In San Fernando im mexikanischen Bundesstaat Tamaulipas unweit des Wohnorts der Schriftstellerin Sara Uribe wurden im April 2011 an die 200 Leichen in fast 50 Massengräbern gefunden. Wie Ermittlungen ergaben, hatten Mitglieder des Drogenkartells Los Zetas Linienbusse im Stadtverkehr gekapert, den Fahrgästen Geld abgenommen und sie entführt. Angeblich suchten die Täter, die Militäruniformen trugen, unter anderem nach Mitgliedern des verfeindeten Golf-Kartells, weshalb sie die Taschen, Telefone und Tätowierungen der Fahrgäste nach Hinweisen auf Zugehörigkeit zu dem konkurrierenden Verbrechersyndikat inspizierten.

2010 hatten sich die Zetas, die zunächst als militärischer und gewalttätiger Arm des Golf-Kartells fungierten, von der Organisation abgespalten, um selbst die Vorherrschaft über wichtige Drogenlieferwege im Nordosten Mexikos zu übernehmen. Die Zetas sind wegen ihres äußerst brutalen Vorgehens berüchtigt. Die Entführungsopfer von San Fernando waren gefoltert, Frauen misshandelt und vergewaltigt worden, bevor die Kartellmitglieder sie gezwungen hatten, sich gegenseitig zu töten. Nur wer bereit war, für das Kartell zu arbeiten, konnte der Exekution entkommen.

Die Massaker von San Fernando in den Jahren 2010 und 2011 lösten weltweites Entsetzen aus, nicht zuletzt weil die staatliche Beteiligung an den Verbrechen offenbar wurde.

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