In Mannheim sterben zwei psychisch beeinträchtigte Menschen nach Polizei­einsätzen

Pfefferspray statt Empathie

In den vergangenen Wochen starben zwei Menschen in Mannheim nach Polizeieinsätzen. Beide waren psychisch beeinträchtigt. Ungewöhnlich sind solche Fälle nicht.

Die Wut saß offenbar tief in Mannheim. Anfang Mai kam es an mehreren ­Tagen zu Demonstrationen, an einem Samstag zogen 900 Menschen durch die Stadt, das Stadthaus, das Landgericht und ein Polizeirevier wurden mit Flaschen und Farbbeuteln beworfen und besprüht. Wenige Tage zuvor war ein 47jähriger nach einem Polizeieinsatz ums Leben gekommen.

Es hatte mit dem Anruf eines Arztes vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit Mannheim begonnen. Der Arzt verständigte am 2. Mai die Polizei, weil ein Patient weggelaufen sei und Hilfe benötige. Nach einer gemeinsamen Suchaktion mit dem Arzt fand die Polizei den Mann in der Nähe des Mannheimer Marktplatzes. Als sie ihn kontrollieren wollte, eskalierte die Situation.

Die Kriminologen Thomas Feltes und Michael Alex gehen davon aus, dass ein großer Teil der von der Polizei im Einsatz getöteten Personen psychisch beeinträchtigt gewesen sei.

Aus im Internet kursierenden Videos lässt sich das Geschehen rekonstruieren: Die beiden Beamten gehen auf den Mann zu, er gestikuliert und redet auf sie ein, dann setzen die Beamten Pfefferspray ein und der Mann rennt weg. In einem weiteren Video befindet sich der Mann bereits auf dem Boden, windet sich und bäumt sich auf. Ein Polizist drückt ihn nach unten und schlägt zweimal in Richtung seines Kopfs, dann bleibt der Mann liegen. Weitere Videos zeigen, wie die Polizisten versuchen, ihn zu reanimieren. Später starb der Mann im Krankenhaus.

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