Shon Fayes Buch über »Die Transgender-Frage« bietet keine neuen Erkenntnisse

Nicht gestellte Fragen

Die britische Journalistin Shon Faye hat ein Buch über »Die Transgender-Frage« geschrieben, weicht in ihrem Plädoyer für mehr Gerechtigkeit aber den derzeitigen Kontroversen aus oder beschwichtigt sie – beispielsweise die um die katastrophale Situation in der britischen Ambulanz für Minderjährige mit Geschlechtsdysphorie.

Ende Juli machte eine bemerkenswerte Meldung Schlagzeilen: Die einzige Ambulanz für Kinder und ­Jugendliche mit Geschlechtsdysphorie im Vereinigten Königreich, der Gender Identity Development Service (GIDS), muss zum Frühjahr 2023 schließen, nachdem der jüngste Zwischenbericht einer seit 2020 laufenden unabhängigen Untersuchung vernichtend ausfiel. Die in der Londoner Tavistock-Klinik ansässige Am­bulanz wird seit Jahren kritisiert, weil sie Minderjährige mit Geschlechtsdysphorie unzureichend psychotherapeutisch betreue und zu schnell medizinische Behandlungsschritte einleite, wie die Gabe von sogenannten Pubertätsblockern und anschließend von gegengeschlechtlichen Hormonen.

Nun bestätigte die unabhängige Untersuchung der Pädiaterin Hilary Cass wesentliche Vorwürfe: Die Patientenakten seien nicht sorgfältig geführt, wichtige Informationen gar nicht dokumentiert worden. Auch entscheidende Änderungen im Patientenprofil, insbesondere die stark angestiegenen Zahlen bei Mädchen, die eine Angleichung an das männlichen Geschlecht anstreben, konnten nicht erklärt werden. Physische Geschlechtsangleichungen seien mitunter auf unsicherer Grundlage verordnet worden, weil Begleit- und Vorerkrankungen sowie besondere biographische Aspekte nicht hinreichend berücksichtigt wurden. Zudem habe eine Atmosphäre geherrscht, in der fachliche Diskussionen, um die Komplexität von Geschlechtsdysphorie angemessen zu bewerten, nicht möglich gewesen seien.

Shon Fayes Buch ist letztlich nicht der große Wurf, weil es sich nicht von inzwischen schon konventionellen aktivistischen Positionen zu lösen vermag.

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