Mit Coco auf der Suche nach Grünflächen in Touristenorten

Ungrüne Städte

Cocolumne Von

Zu Hunden hat ja jede und jeder eine Meinung, eine zweite Meinung hat sie oder er zu Hunden in der Stadt. Also auf dem Land: Okay, da kann man vielleicht einen Hund haben, aber in der Stadt?! Hunde sind doch nicht für Städte gemacht! So sagen viele.

Aber fragen wir einmal anders herum: Sind denn die Städte für Hunde gemacht? Während ein erbitterter Kampf ums Straßenland stattfindet, wo sich ÖPNV-Nutzer, Radler, Fußgänger, Auto-, E-Roller- und LKW-Fahrer eine Schlacht um jeden Quadratzentimeter liefern, sich voreinander festkleben oder die AfD wählen und sich eigentlich am liebsten gleich an die Gurgel gehen würden, finden die Grünflächen der Stadt kaum Beachtung. Allenfalls die Förderung von wildbienenfreundlichen Blühflächen ist hier und da ein Thema, verläuft aber zum Glück zumeist weitgehend einvernehmlich.

Das mag daran liegen, dass es gar nicht so wenige dieser Grünflächen gibt in deutschen Städten, selbst in Stadtzentren. Sie merken das spätestes, wenn Sie mit einem Hund verreisen, denn das ist nicht überall so. Da stehen Sie dann mitten in, sagen wir, Prag oder Sète und es gibt weit und breit nicht einen einzigen Baum, und wenn, dann ist er eingebaut in enorme Metallkonstruktionen, Kübel oder was auch immer. Kein Gras, kein Strauch, kein Straßenbegleitgrün, keine Parks, die abends noch geöffnet wären.

Der Hund weiß nicht, wo er pinkeln oder gar sein großes Geschäft erledigen soll, denn er ist es nicht gewohnt, das auf dem Pflaster des Bürgersteigs zu tun.

Da läuft man dann mit Coco, beziehungsweise Sie mit Ihrem Hund, um die Häuserblöcke und es gibt einfach nichts, gar nichts. Wie zum Hohn hängt aber, anders als in Berlin etwa, alle paar Meter am Laternenpfahl eine Box, an der man gratis Kotbeutel entnehmen kann. Nur wozu? Der Hund weiß nicht, wo er pinkeln oder gar sein großes Geschäft erledigen soll, denn er ist es nicht gewohnt, das auf dem Pflaster des Bürgersteigs zu tun.

Bestenfalls gibt es irgendwo eine Hundetoilette. Diese gleichen einem kleinen hoch eingezäunten Minigefängnishof und stinken bestialisch nach Hundeausscheidung. Unter gar keinen Umständen würde Coco so eine Fläche auch nur betreten.

Schließlich zerren Sie ihren Hund auf eine winzige Verkehrsinsel auf einer belebten Kreuzung, wo ein paar Blumenrabatten gepflanzt wurden und wo ganz sicher kein Hund hinmachen soll und darf, und auch der Hund will dort partout nicht hin, aus welchen Gründen auch immer, aber es werden vernünftige sein. Selbst wenn Sie ihn unter An­wendung von leichtem Druck auf so eine Verkehrsinsel mit vielleicht sogar – hurra – zwei Quadratmetern Rollrasen verschleppt haben und ihn eindringlich bitten, macht er dort natürlich nicht, was er tun soll, sondern zieht Sie sofort wieder weg. Da will er nicht sein, nicht bleiben und nichts hinterlassen. Wo aber dann?

Zwei Stunden später, Sie sind verzweifelt, der Hund vermutlich auch, Sie haben aufgegeben, gehen zurück zu Ihrer Unterkunft, da weiß er endlich, was zu tun ist: direkt vor dem Eingang des Hotels. Tja, so was kommt von so was.