»No Home Record« ist Kim ­Gordons erstes Soloalbum

No More Superhosts

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Die Songtexte sind fragmentarisch-poetische Beobachtungen, in denen Gordon die Welt um sich herum und vor allem das Leben in Los Angeles lapidar kommentiert. »Get Yr Life Back« beginnt mit der Zeile »The end of capitalism, winners and losers«, um dann fortzufahren »My nipples are shivering, quietly, erect« und schließlich zum Fazit zu kommen »There are no truths anymore«. Die Online-Mietplattform Airbnb hat Gordon zu einem weiteren Song inspiriert, es geht um Superhosts, 47-Zoll-Flachbildschirme, Tagesbetten und Andy-Warhol-­­Drucke an der Wand.
Ihre Songtexte erinnern an ihre sogenannten »Sloganeering Paintings«, die sie in diesem Sommer in einer Ausstellung mit dem Titel »Lo-Fi Glamour« im Andy-Warhol-Museum in Pittsburgh zeigte. Slogans wie »Sec­ret Abuse«, »Product Owner«, »You don’t own me«, »Pussy«, »Sickness« wurden zu Bildern.

Kim Gordon in sehr viel Tüll.

Bild:
Matador Records / Beggars Group

Zur Ausstellungsinstallation gehörte auch ein Score für Andy Warhols Stummfilm »Kiss« von 1963/1964. Mit hektischen Pinselstrichen fabriziert, wirken die Bilder wie die Blaupause für ihr Songwriting. Gordons Vorliebe für eine eigenwillige Bildsprache beweist auch die Wahl des Coverfotos von »No Home Record«, das Josephine Pryde, Künstlerin, Fo­tografin und Professorin an der Universität der Künste Berlin aufgenommen hat: eine Frau, deren Kopf nicht zu sehen ist, im grell orangefarbenen Bikini mit Schaumgummischwimmhilfen um den Körper drapiert.

Dass Gordon wie stets ein gutes Gespür für spannende Kollaborationen besitzt, zeigt sich in ihrer Zusammenarbeit mit der Berliner Künstlerin Loretta Fahrenholz. Diese führte Regie im Musikvideo zur ersten Single »Sketch Artist«. Man sieht Gordon, als coole Stilikone inszeniert, am Steuer eines schwarzen Wagens, die Augen markant in Schwarz und Gold geschminkt, durch eine anonyme Großstadt fahren. Ihr hypnotischer Blick, den sie auf zufällig vorbeilaufende Personen richtet, bewirkt Dinge mit diesen, lässt sie zusammenbrechen und in eine Art Schockzustand fallen. Ziemlich mysteriös, aber hübsch anzusehen.

Kim Gordon: No Home Record (Matador)