Happy Birthday, Rosa von Praunheim!

»Ich bin ein alter weißer Mann«

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Schon vor dem als »Praunheim-Film« in die Geschichte eingegangenen Werk warst Du ein bekannter Avantgarde-Regisseur. »Die Bettwurst« von 1971 ist ein Trash-Klassiker. Werden Tunten wie wir irgendwie mit diesem Hang zum Kitsch gesegnet? Das bleibt ja über die Generationen hinweg bestehen.
Wie schön, dass Schwule, auch die jungen queeren Menschen, Trash ­lieben. Es ist ein eigener Humor, der einen das Leben auch mal von der komischen Seite betrachten lässt. Ich freue mich sehr, dass die Polit-Tunten bis heute in Erscheinung treten und mit ihrer Kunst für soziale, ­gesellschaftliche und bald bestimmt auch ökologische Gerechtigkeit eintreten. Die LGBTIQ-Community sollte ihre Tunten feiern. Es gibt viele tolle Tunten in Berlin, zum Beispiel Gaby Tupper, die bei meiner Geburtstagsveranstaltung am 26. November in der Berliner Autorenbuchhandlung »Geistesblüten« als »Housewife« anwesend sein wird.

Rosa von Praunheim (Bildmitte) mit einem für ihn typischen Hut bei beim Transgenialen CSD in Berlin, 2010

Bild:
Michael F. Mehnert / Wikipedia / CC BY-SA 3.0 DE

Du warst in den Siebzigern begeistert von der Schwulenbewegung in den USA. Was hat dich daran fasziniert?
Ich kam 1971 zum ersten Mal mit meinem Schwulenfilm nach New York City und dokumentierte den zweiten Christopher-Street-Marsch, an dem damals schon Tausende teilnahmen. Es war eine so positive, fröhliche und selbstbewusste Stimmung! Es war dann schwer, wieder nach Berlin zurückzukehren. Aber schon bald kam ich in die USA zurück, um meinen Film »Armee der Liebenden – Aufstand der Perversen« von 1979 über die Schwulenbewegung in den Staaten zu drehen.

Du hast ein Händchen dafür, ein Thema zu ergründen, indem du Menschen über ihre intimsten Bezüge dazu zu Wort kommen lasst. Protagonisten berichten mitunter von ihren Interviews in deinen Filmen, dass du plötzlich vor der Kamera anfängst, über Analsex zu reden. Wonach forschst du, wenn du mit den Menschen über Sex sprichst, das scheint ja Stoff für unzählige Filme zu liefern?
Ja, die Religionen verbieten uns bis heute, Lust zu empfinden. Selbst auf Instagram und Facebook sperren sie einen sofort, wenn man Penisse oder auch nur einen Popo zeigt. Ich finde es wunderbar, konservative Leute zu provozieren und sie nach ihrem Sexleben zu fragen. Mal ­sehen, ob sich Buchhändler trauen, mein neues Buch »Der große und der kleine Penis« auszulegen.

Kann man dich eine Skandalnudel nennen?
Nein, auf keinen Fall eine Nudel.

Wann und wie hattest du zum ersten Mal befriedigenden Analsex?
Früher war ich gerne einfach nur aktiv, heute im Alter lebe ich Sexualität auch differenzierter aus. In meiner jetzt zwölfjährigen Beziehung mit Oliver steht Zärtlichkeit im Vordergrund.