Rückzug der extremen Mitte

Interview mit Stephan M. Meyer, Stellvertretender Vorsitzender der Kreuzberger Patriotischen Demokraten/Realistisches Zentrum (KPD/RZ)

Ein Ziel der KPD/RZ ist die Abspaltung Kreuzbergs von Berlin. Nach dem Willen des Senats dagegen soll Kreuzberg als "Mitte" mit Tiergarten und Mitte verschmelzen ...

Das ist noch nicht gesagt. Wir werden mit demokratisch legitimiertem Terror dagegen vorgehen. So planen wir etwa Selbstmordattentate in der Straßenbahn. Dabei reichen wir natürlich allen fortschrittlich gesinnten Kräften die Hand und fordern sie auf, uns beim Erhalt Kreuzbergs zu unterstützen.

Würden Sie sich mit dem Senat auch an den Verhandlungstisch zu setzen?

Ich denke, daß man erst die Selbstmordattentate ausführen muß, um dann aus einer Position der Stärke verhandeln zu können. Wobei man natürlich sehen muß, daß der Senat kein legitimierter Verhandlungspartner ist, da er nur durch einen Militärputsch an die Macht kommen konnte, nachdem wir die Wahlen für ungültig erklärt hatten.

Glauben Sie, daß die Pläne ein Schachzug sind, um die erstarkende KPD/RZ, der bei der letzten BVV-Wahl 4,7 Prozent der Wähler ihre Stimme gaben, zu isolieren?

Ich denke, daß das weniger mit unserer Partei als vielmehr mit den Völkern Kreuzbergs zu tun hat, die damit weiterhin unterdrückt werden sollen. Die Situation ist doch die: Es werden bezirksfremde Polizeikräfte stationiert und verhindert, daß die Kreuzberger Zeppelinindustrie zu neuer Blüte kommt - deswegen auch die hohe Arbeitslosigkeit von über 29 Prozent.

Falls es trotz der Anschläge zur Neuordnung kommt: Welche Rolle könnte die KPD/RZ in Groß-Mitte spielen?

Ich denke, wir werden mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften dafür sorgen, daß die Exilregierung Kreuzberg weiterhin den Kampf führen wird. Es wird mit uns kein Mitte geben.

Klingt nach Untergrund.

Aber sicher! Wir sind die einzige Kreuzberger Partei, die diesen Namen zu Recht trägt und werden die Kreuzberger Fahne weiter hochhalten. Kreuzberg darf nicht Hongkong werden!

Werden Sie sich bewaffnen?

Ich gehe fest davon aus, daß uns mindestens 100 000 bewaffnete Borsig-Arbeiter zur Seite stehen werden. Es gibt ja bereits eine Kreuzberger Landwehr in Gründung. Für die Selbstmordattentate gibt es schon jetzt Gespräche mit Herrn Jagoda, damit er uns einige Arbeitslose zur Verfügung stellt. Die finden bei uns bessere Konditionen als bei der Hamas. Während diese Organisation nur 72 Jungfrauen im Paradies bietet, gibt es bei uns mindestens zehn Prozent mehr.

Stichwort Hamas - haben Sie Verbindungen zu anderen Bewegungen wie etwa der ETA, der Nation of Islam oder dem Dalai Lama?

Ich denke, daß sich sowohl ETA als auch IRA an der Partei der Kreuzberger Patriotischen Demokraten orientieren. Außerdem sind wir schon lange Freunde des alten Bundeskanzlers von Kambodscha, Pol Pot, Stifter des Kreises für Liberalismus und Toleranz.

Der hatte in den letzten Wochen nicht gerade Konjunktur.

Das liegt daran, daß momentan die Kräfte der extremen Mitte im Rückzug begriffen sind, während sich überall Rechts-Links-Extremisten vom Schlage der CDU oder SPD durchsetzen.

Sind Sie von dieser Entwicklung nicht betroffen?

Wir sind davon verschont geblieben, weil Kreuzberg ein Hort des Liberalismus ist. Immerhin haben die liberalen Kräfte KPD/RZ und FDP ohne weiteres den Einzug in die BVV geschafft.

Welche Forderung setzen Sie - und die FDP - den Senatsplänen entgegen?

Wir haben weiterhin das Ziel, daß Kreuzberg in den Grenzen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation von 1237 wiederersteht.