Einig Vaterland

Nachdem schon Krenz gesagt hat, das Urteil gegen ihn habe gezeigt, daß die Herrschenden unfähig seien, "Deutschland zu einen", haben nun auch die Verteidiger der im sogenannten Havemann-Prozeß angeklagten DDR-Richter den Geist der Nation als Entlastungszeugen für ihre Mandanten herbeizitiert. Indem das Gericht das seit 1995 laufende Verfahren nicht eingestellt habe, habe es versäumt, "ein Zeichen nationaler Versöhnung" zu setzen, sagte Anwalt Eckbert Klüsener. Eine günstigere Sozialprognose für Deutschland erkannte Anwalt Ulrich Uhlmann: Das Verfahren sei deswegen fair und rechtsstaatlich, weil es seiner Mandantin - ebenfalls einer ehemaligen Richterin - eine kritische Rückschau erleichtert habe.