Küppi kann privat fernsehen

Aber es gibt auch schlechte Nachrichten: "Der Preis ist heiß" wurde gekippt

"Privatfernsehen" schauen ging in der Regel nur, wenn man nicht versäumt hatte, den Videorecorder zu programmieren. Dann konnte man sich irgendwann eine halbe Stunde Zeit nehmen und jeden nicht gelungenen Beitrag wegspulen, übrig blieb dann zwar nicht mehr viel, aber man mußte sich wenigstens nicht ärgern. Denn nachdem die ARD-Programmverantwortlichen irgendwann beschlossen hatten, die erfolgreiche WDR-Sendung "ZAK" ins Erste zu übernehmen, hieß sie "Privatfernsehen" und lohnte das Ansehen kaum noch. Moderator Friedrich "Am Rande einer Straßenschlacht kam es zu einem Fußballspiel" Küppersbusch mußte fortan vor einem wild zum Klatschen entschlossenen Zuschauermob agieren, pointenlose Nachrichten verlesen, wobei er sich sichtlich unwohl fühlte, und unglaublich öde Filmbeiträge wie die Werbung für einen irischen Anti-Erkältungs-Whiskey namens Paddy Grippal ansagen.

So kalauerte sich Küppersbusch, dessen Wortspiele einfach nur noch langweilten, zunehmend verunsichert durch die Sendung, die keiner mehr angucken mochte. Und die deswegen jetzt von der ARD abgesetzt wurde. Anstatt sich jedoch zu fragen, warum kaum noch jemand zuschaut, reagierte die Privatfernsehen-Crew trotzig. Man würde den Vertrag bis zur letzten Sendung am 19. Dezember erfüllen, hieß es, Küppersbusch deutete an, er werde danach weder mit dem WDR noch mit der ARD weiterarbeiten. Die unsäglich blöden "Hurra Deutschland"-Puppen werden dagegen nicht arbeitslos, sie dürfen als Pausenclowns bei der Fußball-Weltmeisterschaft im nächsten Jahr die Zuschauer belästigen.

Auf der Privatfernsehen-Homepage, die neben Bildern von Küppersbusch auch welche vom Redaktionsflur und dem Herren-WC zeigt, sammeln sich in der "Club-Lounge" die PF-Unterstützer, angefeuert von Küppersbusch himself, der sich in einem "kleinen Zwischenbescheid von Zuhause (Samstag, 16.40 Uhr)" für die "lebhafte Kommentierung" bedankt. Auf 15 Seiten mailten die verbliebenen PF-Fans nicht nur ihr "Bedauern, Unverständnis und einige Ohnmacht" (Jochen Piller), sondern sehen auch den Untergang der Demokratie voraus, jedenfalls manche. Während Tom Batzer einfach nur kondolierte, "Hallo Friedrich, ein Spiel dauert 90 Minuten. Ich hoffe daher, Deinen innovativen Journalismus weiter ... genießen zu dürfen ... Also, Grüße ans Team, and you'll never walk alone!" witterte Peter Schmidt politische Verschwörungen: "Es paßt ins Bild dieser untergehenden Vorwahlkampf-Republik, daß unbequeme Stimmen mundtot gemacht werden ... Menschen, die abweichen vom Einheitsbrei dieser unkreativen, viereckigen Flimmerkisten mit den zahlreichen Vielfalt vorgaukelnden Knöpfchen, scheinen dort wirklich fehl am Platze." Thorsten Wagner lieferte neben dem üblichen "Ich find's traurig" gleich noch eine Analyse der Sendung: "Nicht nur 'das Polit-Magazin für Einsteiger' sondern auch linker, witziger Journalismus mit Stil war das, immer wieder ein Genuß!" Tilman Goetz wollte irgendwas sagen und tat dies auch: "Ich habe mich sowieso schon gewundert, daß eine Sendung wie eure in dieser Zeit des totalen Retro-Looks noch toleriert wird. Ich finde es traurig, daß Gesellschaftssatire, die nicht den Denkmalschutz wie z.B. Scheibenwischer genießt, nicht mehr gesehen werden will oder soll. Wir erstarren im Eis der Jugendverliebtheit einer gleichgültigen Gesellschaft. Manipulation und Manipulierte scheinen an einem Strang zu ziehen." Frank Berger, wahrscheinlich aus Chemnitz, erklärte mit sehr viel Ost-Kompetenz: "Küppersbusch ist in Chemnitz mittlerweile ein Inbegriff für gute Satire. P.S.: Glaubt mir, Ossis wissen, was Satire wert ist!" Johanna hingegen äußerte als einzige Verständnis für die Entscheidung der ARD-Intendanten: "Die beste Entscheidung, die die ARD seit Sendebeginn getroffen hat. Besserwisserei, narzistischer Größenwahn, parasoziale Diskussionskultur, lustiges Gästehunting und -abschießen während des Monologisierens mit subversiven Unterstellungen der gerade vom Gast angesprochenen, vom Großmeister aber stets rüde unterbrochenen Themenvorlage, das ist nicht der Mist, mit dem man die intellektuelle Zielgruppe den Ramba-Zamba-Clowns aus RTL & Co die Kundschaft wegfängt. Fazit: Entsorgung auf der ARD-TV-Schrottdeponie, Abteilung Nonrecycling."

Zeitgleich mit dem Aus für Küppersbuschs Privatfernsehen endete die Sendung eines weiteren Kult-Moderators: Nach 1 873 Sendungen wurde die RTL-Show "Der Preis ist heiß" mit Harry Wijnvoord abgesetzt. Niemand wollte mehr beim Preise-Raten zusehen, außer den als Werbe-Zielgruppe nicht interessanten Rentnern. Was Harry nun vorhat und was seine treuen Zuschauer von der Entscheidung halten, war nicht zu erfahren, denn "Der Preis ist heiß" hat keine eigene Homepage.