Aussitzen

Deutschland muß zahlen. Das hat zumindest ein griechisches Gericht am 31. Oktober entschieden. 55 Millionen Mark soll die deutsche Regierung an die 153 Angehörigen der Opfer, die am 10. Juni 1944 in dem kleinen griechischen Dorf Distomo von Wehrmachtssoldaten umgebracht wurden, zahlen. Doch die Bundesrepublik Deutschland will nicht zahlen - Distomo ist nur eines von vielen Dörfern: 2 500 ähnliche Klagen sind anhängig. Über 130 000 Zivilisten wurden während der dreieinhalbjährigen Besatzungszeit ermordet. Doch Deutschland hat bereits alles "wieder gut gemacht": 1960 zahlten sie 115 Millionen Mark an Griechenland. Was spielt es da für eine Rolle, daß Griechenland 1946 auf der Pariser Konferenz der Siegermächte 7,5 Milliarden Dollar zugesprochen wurden. In denen waren noch nicht einmal die nie zurückgezahlten 7,5 Milliarden Reichsmark, die Deutschland 1942 von der griechischen Zentralbank als Zwangsanleihe bekam, enthalten. Nachdem bisher alle Forderungen nach Entschädigung abgewimmelt wurden, kann Deutschland endlich sagen: "50 Jahre nach Kriegsende haben Reparationsforderungen ihre Berechtigung verloren" (Außenamtssprecher Erdmann). Die Kläger wollen nun vor den internationalen Gerichtshof in Den Haag ziehen.