Mehr Ö als K

"Es ist mir peinlich", vertraute der KPÖ-Vorsitzende Walter Baier Jungle World an, angesprochen darauf, daß er der neofaschistischen Wochenzeitung Zur Zeit vom 23. Oktober ein Interview gegeben hatte. Aber die Zeitung sei ihm "völlig unbekannt" und der Redakteur namens Jürgen Hatzenbichler auch kein Begriff gewesen. Erst später - "aus den Medien" - habe er erfahren, um welch' Geistes Kind es sich da handelt. Also zumindest eine fahrlässige politische Schlamperei, die sich der KPÖ-Chef durch einen flüchtigen Blick in das Blatt ersparen hätte können.

Zur Zeit ist der Versuch von Österreichs Redakteuren der deutschen Jungen Freiheit (JF), jener Leib- und Magenpostille von Neonazis mit kleinem Latinum, sich auf eigene Beine zu stellen. So soll der "Werbeboykott" durchbrochen werden, den die JF wegen antifaschistischer Aufklärung erleidet. Die neue Wochenzeitung, deren mit Inseraten gefüllte Nullnummer Ende September 1997 erschien, wendet sich laut dem einschlägig bekannten Chefredakteur Andreas Mölzer an "alles, was nicht links, aber intellektuell ist, von christlich-konservativ bis national und rechtsliberal". Dementsprechend wird Che Guevara in dem Blatt als "Horst Wessel der Linken" bezeichnet, gegen antifaschistische Journalisten Stimmung gemacht und die rigorose Abschiebung ausländischer Menschen gefordert. Tatkräftige Unterstützung erhält Mölzer dabei von Hatzenbichler, Neonazis und hauptberuflichen FPÖ-Mitgliedern.

Das Interview mit dem KPÖ-Vorsitzenden ist aber einer der üblichen Versuche Rechtsextremer, sich mit einem pluralistischen und demokratischen Mäntelchen zu schmücken. Denn in besagtem Gespräch wurde ganz offensichtlich auch der Geschmack der angepeilten Rechtsleserschaft vollauf bedient. Baier wußte nämlich bezüglich der militärischen Neutralität Österreichs zu berichten, diese sei für die "Psyche der Bevölkerung" wertvoll, weil "ein konstituierendes Merkmal der österreichischen Identität". Solch nationalistisches Geschwafel ist sonst von einem anderen Parteiobmann zu vernehmen: FPÖ-Führer Jörg Haider beschwört eben jene "österreichische Identität", um gegen die Einbürgerung von Ausländern zu argumentieren: "Unsere Kultur und unsere Lebensart sind etwas sehr Wertvolles und müssen erhalten bleiben".

Überschneidungen, die augenscheinlich im Wesen der KPÖ liegen, denn schon seit jeher wird der Endbuchstabe im Kürzel wesentlich stärker betont als der Anfangsbuchstabe. Gleich nach Ende des Zweiten Weltkriegs versuchte die Partei beispielsweise in einer "Nationalen Front" ehemalige NS-Kämpfer für ihre Sache zu begeistern. Nationalistische Ausfälle gaben die österreichischen Parteikommunisten auch während ihrer Kampagne gegen den EU-Beitritt und die Einführung des Euro zum besten. Eine Politik, die auch von der konkurrierenden nationalistischen Befreiungsbewegung des Jörg Haider betrieben wurde und wird. Eine besonders innig mit der KPÖ verbundene Arbeitsloseninitiative hat entsprechend keinerlei Berührungsängste vor Rechts. Im niederösterreichischen Ableger ihrer Zeitschrift Hocknsdad fand sich so vor etwa einem Monat ein Inserat der "Freiheitlichen Arbeitnehmer", des noch in Gründung befindlichen Gewerkschaftsprojektes der FPÖ.