Manager beim Hamburger Musiklabel What's So Funny About

Wo waren Sie, als das Sparwasser-Tor fiel?

An diese Zeit kann ich mich nur dunkel erinnern, weil sie so schrecklich war. Musikalisch, weil damals nichts Aufregendes passierte, es herrschte eine unglaubliche Orientierungslosigkeit, es waren ja noch zwei Jahre, bis Punk aufkam. Ich hörte damals Iggy Pop und Bryan Ferry, von den damals angesagten Trends mochte ich keinen.

Ich versuchte, in diesem Vakuum eher abseitige Sachen zu entdecken, musikalisch wie politisch. Die organisierte Linke war ziemlich weggebrochen, ich stand vor einem politischen Scherbenhaufen. Und da hat mir das Sparwasser-Tor geholfen, jedenfalls einen Tag lang.

Damals war meine Haltung zur DDR, die politisch wie fußballerisch eher im Abseits stand, zwar differenziert, aber ich fand das schon sehr gut, daß diese roten Teufel die kapitalistischen Faulsäcke weggehauen haben - da ging es mir so wie bei allen anderen Sportereignissen seither, wenn die DDR, ob gedopt oder nicht, den Klassenfeind besiegte. Sympathien für irgendeine deutsche Mannschaft habe ich nie wieder gehabt.

Damals war ich nicht im Stadion, obwohl ich in Hamburg wohnte. Das Volkspark-Stadion ist schrecklich, ich verstehe auch, warum die BRD-Mannschaft da verlieren mußte, eigentlich hat da kein westdeutsches Nationalteam jemals gut ausgesehen. Das liegt nicht nur am Publikum, der Ort selbst strömt eine ganz kalte Atmosphäre aus.

Dem HSV, der dort normalerweise spielt, wünsche ich, daß er direkt in die Regionalliga absteigt, mitsamt dieser besinnungslos zusammengekauften Mannschaft - mit den Youngstern und einem neuen Vorstand muß wieder ganz unten angefangen werden. Im Grunde gehört der Klub dem rechten SPD-Flügel Hamburgs. Was Seeler da zu suchen hat, weiß niemand, die Fäden zieht Werner Hackmann, der ehemalige Innensenator, der vermutlich keine Ahnung vom Fußball hat. Das sage ich, obwohl ich lange HSV-Fan war, aber das war zu Zeiten von Magath und Hrubesch. Als der ehemalige BFC Dynamo-Spieler Thomas Doll dann noch verkauft wurde, brach der HSV für mich endgültig zusammen.