Wir Herthaner

Wir Herthaner ist die Stadionzeitung des Bundesligisten Hertha BSC Berlin. Sie besuchte neulich den verletzten Hertha-Verteidiger Hendrik Herzog im Krankenhaus und nannte ihn in einem Siebenzeiler zweimal "Andreas" und einmal "Andi".

Wir Herthaner schafft aber noch mehr. Sie hat ein Exklusiv-Interview mit einem Neu-Herthaner, dem Bundeswirtschaftsminister Dr. Günter Rexrodt. Und der hat, das beweist er, mindestens ähnlich so viel Ahnung vom Fußball wie Wir Herthaner und ist deswegen am Samstag in der Halbzeitpause des Spiels der Berliner gegen Bayern München (2:1) auch Mitglied des Clubs geworden.

Nun haben andere Verein den Papst (Schalke 04), den Kanzler (FC Kaiserslautern) und diverse Ministerpräsidenten (diverse Clubs) in ihrer Mitgliederkartei, Bayern München hält sich gar einen Kaiser als Präsidenten, aber Hertha hat neuerdings Dr. Günter Rexrodt, und das ist ja auch nicht ohne.

Dr. Günter Rexrodt beurteilt den bisherigen Saisonverlauf: "Zunehmend bessere Leistungen auch gegen Spitzenmannschaften - ich erinnere an die Spiele gegen Dortmund und Kaiserslautern" - er meint wahrscheinlich Herthas 0:3-Niederlage in Dortmund oder Herthas 0:1-Niederlage in Kaiserslautern.

Warum ist Dr. Günter Rexrodt Mitglied geworden? "Ich habe Hertha immer für den einzigen Fußballverein gehalten, der so tief in der Stadt verwurzelt ist, wie das ein Bundesligaverein braucht." Da können sich Schalke, Kaiserslautern oder Mönchengladbach eine Scheibe von abschneiden. Die kennt nämlich jeder, aber wer wüßte ohne Hertha schon, wo Berlin liegt.

"Hertha hat Seele", der Hamburger SV aber nur Seeler, das ist der Unterschied. "Ich habe das auch gesagt, als der Verein Zielscheibe zum Teil berechtigter Kritik war." Als zum Teil berechtigte Kritik auf die Scheibe Verein gezielt wurde, da hat er gesagt, moment mal, meine Herren, vergessen Sie nicht, daß Hertha Seele hat.

Wie denkt Dr. Günter Rexrodt über die Atmosphäre? "Die Atmosphäre ist einmalig. Ich halte die Hertha-Fans für begeisterte und disziplinierte Fußballanhänger." Nicht etwa entgeisterte und undisziplinierte Abhänger.

Hat Dr. Günter Rexrodt einen Lieblingsspieler? "Mein Lieblingsspieler, die Mannschaft." Ganz anders als bei der FDP, wo allein Hermann Otto Solms die Massen begeistert.

Sieht Dr. Günter Rexrodt Parallelen zwischen der Politik und dem Fußball? "Fußball und Politik werden von Strategie und Taktik geprägt" und nicht umgekehrt, "am Ende entscheidet die Leistung", nicht etwa am Anfang, "man braucht einen langen Atem" und nicht etwa ein FDP-Parteibuch.

Wenn er mal wieder im Krankenhaus liegt, wird Wir Herthaner ihn besuchen, und eine ganz große Geschichte über Prof. Andreas Rexrodt machen.