»Braucht das Vaterland noch Tapferkeit?«

Rechter Generalmajor a.D. gastiert bei Unions-"Vertriebenen"

Felix Schecke hat eine "erfreuliche Mitteilung" zu machen: General a.D. Gerd Schultze-Rhonhof kommt jetzt doch zum Vortrag nach Hannover, teilt Schecke in einem Einladungsschreiben mit. Anfang März - die Bundeswehr und ihre Rechtsradikalen waren noch in allen Medien Thema - hatte der Heeresinspekteur zwei Vorträge des Ex-Generals in Bundeswehreinrichtungen in Hannover abgesagt. Begründung: Es könne zu Äußerungen kommen, durch die die Bundeswehr in "kontroverse politische Diskussionen" hineingezogen werde. Felix Schecke und seine Ost- und Mitteldeutsche Vereinigung der CDU/CSU - Union der Vertriebenen und Flüchtlinge (OMV) haben keine Angst vor solchen unbedachten Äußerungen. Sie treibt eine andere Frage um: "Braucht das Vaterland noch Tapferkeit?" Unter diesem Titel lädt der regionale Verband der OMV und sein Vorsitzender Schecke für den 28. April in den Gasthof Dehne in Isernhagen bei Hannover ein.

Schultze-Rhonhof ist Spezialist für diese vaterländischen Sorgen. Der Gereralmajor, der 1996 aus Protest gegen die Wehrpflichtzeitverkürzung um seine vorzeitige Entlassung aus dem "aktiven Dienst" nachsuchte, ist stolzer Träger des Ehrenkreuzes der Bundeswehr in Gold und des Bundesverdienstkreuzes am Bande. Bis zum Befehlshaber und Kommandeur des Wehrbereichskommandos II / 1. Panzerdivision mit Sitz in der Kurt-Schumacher-Kaserne Hannover hatte er es gebracht. Vorher war er unter anderem als Hilfsreferent im Bundesverteidigungsministerium, als Oberstleutnant der Heeresgruppe Nord der Nato in Mitteleuropa und als Dozent und Lehrgangsleiter an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg eingesetzt.

Schultze-Rhonhofs jüngstes Buch trägt den Titel: "Wozu noch tapfer sein?" Dort schreibt er zum Beispiel über das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Verwendung des Tucholsky-Zitates "Soldaten sind Mörder": "Die Bundesrepublik, vertreten durch das Bundesverfassungsgericht, hat ihre Treuepflicht gegenüber den Soldaten verletzt und damit das auf Gegenseitigkeit beruhende Treue- und Eidverhältnis zu den Soldaten von sich aus aufgelöst." Schultze-Rhonhofs Buch enthalte "klare Anmerkungen zum Umgang mit dem Soldatischen in der Öffentlichkeit", stellt Dieter Stein, Chefredakteur der völkisch-nationalistischen Wochenzeitung Junge Freiheit, erfreut fest. Und die "Stimme" dieses Soldaten, so Stein, sei "gefragt" - gerade auch in Steins Zeitung: Anfang Januar gab Schultze-Rhonhof der Jungen Freiheit ein zweiseitiges Interview. Nebenbei erklärte er dort, die Wehrmacht habe "ihre guten und ihre schlechten Seiten" gehabt. Und weil die JF nicht irgendein Provinzblättchen, sondern eines der zentralen Periodika der extremen Rechten ist, fand Schultze-Rhonhofs Antritt zum Interview auch Erwähnung in den "Tagesthemen". In Folge des "Tagesthemen"-Berichtes verbot der Heeresinspekteur Helmut Willmann dann die Auftritte des pensionierten Militärs in Hannover.

Schultze-Rhonhof, der die "konservative Auffassung" vertritt, daß "der Offizier, der Beamte und der Richter zuerst dem Lande gegenüber verpflichtet ist", sorgt sich auch im Ruhestand weiter um das Ansehen der deutschen Armeen. Die Bundeswehrführung habe nicht erkannt, "daß die Aktion 'Wehrmachtsausstellung' im Grunde gegen das deutsche Soldatentum an sich gerichtet ist". Weil zahlreiche rechtsextreme "Einzelfälle" in der Bundeswehr in der Presse "fast zeitgleich lanciert" worden seien, glaubt Schultze-Rhonhof, "daß es eine gezielte Aktion von irgend jemand ist, der über Jahre hinweg 'Munition' gesammelt hat und sie nun abschießt".

Neben solchen Verschwörungstheorien hat der Ex-Generalmajor auch Aufklärung über die demokratischen Traditionen der Bundeswehr im Programm: "Wir haben als Bundeswehr sehr viel aus der Wehrmacht übernommen. Wir sind von Wehrmachtsoffizieren aufgebaut worden. Die Dinge, die wir übernommen haben, sind vor allem die nicht sichtbaren - taktische Vorstellungen, technische Vorstellungen, unser Wehrrecht, die Auftragstaktik und das Prinzip des Primats der Politik."

Aufklärung hat auch Felix Schecke in seiner Einladung zu bieten - Aufklärung in Geographie. Alle Interessierten weist er auf "Reisen nach Ostdeutschland" hin. Nach "West und Süd-Ostpreußen" sollen diese führen, um sich dort mit Vertretern der "deutschen Minderheit" zu treffen. Für den Herbst schlägt Schecke dann noch eine Reise mit dem Bund der Vertriebenen nach "Nord-Ostpreußen" vor, um dort deutsche Soldatenfriedhöfe einzuweihen.