Kopf-ab-Jaeger stirbt natürlichen Todes

Von uns gegangen ist ein "Parlamentarier mit Leib und Seele" - so jedenfalls qualifizierte CSU-Landesgruppenchef Michael Glos seinen Parteikollegen Richard Jaeger. Und tatsächlich wirkte er im Bundestag von Anfang an mit und blieb bis 1980 dem Hohen Haus erhalten. Dort kämpfte er gegen ein liberales Scheidungsrecht, das ihm als "Vielweiberei auf Raten" galt, und für die Todesstrafe. Öffentlich machte er sich Gedanken, welche Hinrichtungsmethode die geeignetste wäre und kam zu dem Schluß: "Vermutlich wird man die Guillotine wählen." Der laut FAZ-Nachruf zu "inhaltlicher Härte neigende" Politiker brachte es unter Bundeskanzler Ludwig Erhard bis zum Justizminister. Seine politische Karriere beendete Jaeger ausgerechnet als Leiter der deutschen Delegation bei der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen. Als er eine deutsche Initiative zur weltweiten Abschaffung der Todesstrafe vortragen sollte, weigerte er sich und überließ die Aufgabe seinem Stellvertreter.