Unfaires Atomgepoker

Nach der Bombenstimmung der letzten Wochen wird in Indien verstärkte Kritik an den Atomtests geübt. Oppositionsparteien kritisierten im indischen Parlament die "Hindu-Bombe". Die Atomtests, hieß es, seien vielleicht doch keine so gute Idee gewesen. Auch das indische Außenministerium ist eifrig um Schadensbegrenzung bemüht, vor allem in den durch die Tests schwer gestörten Beziehungen zu Pakistan und China. Offenbar hatten die Waffenstrategen die Außenpolitiker des Landes zuvor nicht über die geplanten Tests informiert.

Australien und Neuseeland jedenfalls riefen die Teilnehmer der Genfer Abrüstungskonferenz dazu auf, eine gemeinsame Erklärung gegen die Atomtests zu unterzeichnen. 46 Staaten folgten dem Aufruf und verurteilten die Aktionen Indiens und Pakistans. Die Regierung in Islamabad findet diese Erklärung allerdings "unfair". "Die Welt kann Pakistan und Indien nicht auf gleiche Weise behandeln. Es war Indien, das die Krise anzettelte", beschwerte sich Mumir Akram, der pakistanische Botschafter in Genf. Als weitere Aktion plant Pakistan nach Informationen der US-Regierung einen neuen Raketentest. Die indische Regierung präsentiert sich dagegen kompromißbereit und bot Pakistan Verhandlungen über die umstrittene, größtenteils von Muslimen bewohnten indischen Provinzen Jammu und Kashmir an - ohne "internationale Einmischung" allerdings.

Die Außenminister der fünf Atommächte und Ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats - USA, Rußland, China, Großbritannien und Frankreich - weigerten sich bei einem Treffen am Donnerstag letzter Woche, Indien und Pakistan in ihren Atomklub aufzunehmen. Sie riefen beide Staaten auf, sich ohne jede Bedingung dem internationalen Abkommen zum Stopp von Atomtests anzuschließen. Einig wie sonst selten, lehnten beiden Länder dies ab.