Hungerstreiks der Sans-papiers

In mehreren Städten Frankreichs traten am vergangenen Wochenende Hungerstreiks von Sans-papiers, Immigranten ohne Aufenthaltspapiere, in die kritische Phase, in der lebensbedrohliche Folgen zunehmend wahrscheinlich werden. Seit mehr als 60 Tagen im Hungerstreik waren elf Afrikaner, die ihre Aktion am 1. September in der Kathedrale der Pariser Vorstadt Créteil begonnen hatten und mittlerweile vom sozialistischen Bürgermeister des nahegelegenen Städtchens Limeil-Brévannes, Joseph Rossignol, in seinem Rathaus aufgenommen wurden. Deswegen ist Rossignol jüngst von der Parteiführung des Parti Socialiste (PS) für seine "unverantwortliche und bedauerliche Haltung" gerügt worden. Weitere 20 Sans-papiers türkischer, bulgarischer und chilenischer Herkunft hungerstreiken seit 52 Tagen in einer Kirchenbibliothek in Bordeaux. Die örtlichen Sozialisten fordern zusammen mit KP, Grünen und den Gewerkschaften CGT und CFDT ihre Legalisierung. Neun Immigranten algerischer, mauretanischer und malischer Nationalität hungern seit 47 Tagen in Le Havre. Sie sind die Übriggebliebenen einer Kirchenbesetzung von ursprünglich 59 Sans-papiers, die im März begonnen hatte. Nach und nach wurden jeweils einzelne Gruppen der protestierenden Sans-papiers legalisiert, ohne daß ein Grund ersichtlich gewesen wäre, sie anders als die übrigen Kirchenbesetzer zu behandeln. Der PS-Abgeordnete des Wahlkreises, Paul Dhaille, hat Premier Jospin inzwischen zur Legalisierung der Hungerstreikenden aufgefordert. Jospin und das Innenministerium sind sich jedoch einig, daß eine "harte Linie" beizubehalten ist.