Alternative Lebensformen

Verbrechen gegen die Baumheit

Außer Bäumen ist eigentlich alles böse. Menschen, Geräteschuppenbauer, Autos, Politiker, Erdöl, Pilze, Schattenhasser, Automobilclubs sind jedoch ganz besonders böse, denn die sind allesamt nur dazu auf der Welt, um Bäume totzuschlagen, zu vergiften, zu verstümmeln, anzupinkeln und allgemein schlecht zu behandeln.

Das dachte sich auch die Stiftung Naturschutz Berlin und gründete die Stiftung "Bäume brauchen Hilfe", die "bessere Lebenschancen in einer baumfeindlichen Umgebung" bieten will und daher nun eine Broschüre namens "Baumschutz-Notpaß" herausgab. Zwar wurde die Anleitung auf verarbeiteten Bäumen gedruckt, aber in "Zeiten wachsender Begehrlichkeiten auf den Lebensraum Baum" kann man sich mit Kleinigkeiten nicht abgeben.

Denn Bäumeschützen ist schwierig. Man muß pausenlos auf die irren Baummörder aufpassen, die draußen unterwegs sind. Was man tun soll, wenn man so einem begegnet, erklärt die Broschüre. Zunächst müssen die Fakten ermittelt werden. Den "Standort des gefährdeten Baumes" etwa und seine Hausnummer, dann gilt es, den "evtl. möglichen Verursacher festzustellen, Beweise zu sichern und eventuell zu fotografieren".

Dabei steht man allerdings nicht so allein, wie man sich manchmal fühlt, sondern kann sich auf viele "wichtige Partner" stützen, die gerne kommen und helfen, wenn irgendwo einem Baum Schlimmes angetan wird. Deren Telefonnummern sind in der Broschüre ebenso abgedruckt wie wichtige Tips: "Bei Problemen empfiehlt es sich, Presse, Rundfunk und Fernsehen einzubeziehen" etwa, oder: "Bei akuter Wurzelverletzung oder Fällgefahr rufen Sie bitte den NOTRUF DER POLIZEI 110!"

Aber was, wenn weder die Naturschutz- und Grünflächenämter helfen können, weil beispielsweise Wochenende ist, die Polizei nicht kommt, der für Verbrechen gegen die Baumheit zuständige Tagesthemen-Redakteur gerade frei hat und bei "Reiner Schicks, Baumschützer", dauerbesetzt ist? Dann gibt es immer noch "verschiedene Aktionsmöglichkeiten", denn im "Baumschutznotpaß" steht auch, was "erlaubt ist: Schutz des Baumes und seiner Wurzeln, Wässern von Bäumen bei Trockenheit, Eigeninitiative zur Abwehr von Gefahren". Dabei geht es darum, "Öffentlichkeit herzustellen und Anwohner aufmerksam zu machen", denn: "Erst stirbt der Baum, dann stirbt der Mensch."

Vorher aber, wenn die Lage für den Baum ganz aussichtlos geworden ist, haben die Baumschützer noch eine letzte Handreichung für die Menschen: "Kerzen, Trauerbänder, Mahnwachen etc."