Kein Weihnachten ohne Zucker

Warum Kuba noch nicht in der Lage ist, mitten in der Erntezeit einen Feiertag einzulegen.

Eingedenk dessen, daß es stets der Wunsch der kubanischen Weihnachtsmänner war, die heroische Revolution, mit der sich das Volk unseres Landes 1959 vom vierhundertfünfzigjährigen Joch des Kolonialismus befreite, um den Völkern anderer Länder künftig ein leuchtendes Beispiel für die Verwirklichung von sozialer Gerechtigkeit, von Solidarität und Gleichberechtigung sowie für ein Leben aller - gleich welcher Hautfarbe und welcher Religion - in Würde zu sein, zu verteidigen und zu festigen; in vollem Bewußtsein der Tatsache, daß der 25. Dezember im kubanischen Volk fest verankert ist als ein Tag, welchen die Familien gemeinsam verbringen, um anschließend mit um so größerem Eifer an die Erfüllung des Produktionszieles, wie es vom Ministerium für Wirtschaft der Republik Kuba im Fünfjahresplan festgelegt ist, zu gehen; nach äußerst gründlicher Erwägung der Gründe, welche vor fast zwei Jahrzehnten für und gegen die Entscheidung vorgebracht wurden, diesen Feiertag auszusetzen; nach eingehender Bewertung der Stellungnahmen der Führer religiöser Institutionen der verschiedensten Konfessionen, welche vom Politbüro der Kommunistischen Partei Kubas zur Bewertung dieser Frage eingeholt worden waren; sowie nach profunder Diskussion, in welcher den hier vorgebrachten Einwänden die Prinzipien unserer Revolution, wie sie in den Worten der Genossen Fidel Castro Ru'z und Raœl Castro sowie in den Schriften des Comandante Ernesto Ché Guevara zur Wirtschaftspolitik zum Ausdruck kommen, der Geist der kubanischen Unabhängigkeit, für welchen als leuchtendes Beispiel unser großer Dichter José Mart' steht, das Empfinden des einfachen Volkes von Kuba - der Bevölkerung der Städte, des Hochlandes sowie der Tiefebene - sowie nicht zuletzt das moralische Empfinden der in CACOPANUZAL organisierten Weihnachtsmänner gegenübergestellt wurden, empfehlen die Weihnachtsmänner dem Staatsrat der Republik Kuba das Folgende: Es ist nicht zu bestreiten, daß die Produktivkraft in unserem Land während der vier Jahrzehnte, die seit dem Triumph unserer heroischen Revolution vergangen sind, besonders aber seit am 16. April 1962 der sozialistische Charakter der Revolution erklärt wurde und seit das kubanische Volk am 15. Februar 1976 in einem Referendum mit überwältigender Mehrheit von 97,7 Prozent die Sozialistische Verfassung annahm, welche im Juli 1997 weiterentwickelt wurde, Fortschritte erlebt hat, wie sie wohl in keinem anderen Land der Welt, und insbesondere nicht unter den Bedingungen eines Wirtschaftsembargos, wie es Kuba, wie zahlreiche Spezialisten des Völkerrechts im Ausland bestätigen, von den USA widerrechtlich aufgezwungen wurde, verwirklicht werden konnten. Dies ist nicht zuletzt das Verdienst unserer Technischen Hochschulen, welchen es gelang, eine wachsende Zahl von Ingenieuren in Maschinenbau, Elektrotechnik, Anlagen- und Fahrzeugbau auszubilden, die ihrerseits nicht nur unsere Technischen Hochschulen mit dringend benötigtem Ausbildungspersonal in den bereits genannten Bereichen versorgten, was es nicht nur ermöglichte, weitere Ingenieure der genannten Bereiche auszubilden, sondern deren durch den Glauben an unsere Revolution angespornter Erfindungsreichtum auch zur Schaffung jener Spezialmaschine führte, die das Schicksal unserer Landbevölkerung, welche seit Jahrhunderten unter dem Joch der Zuckerbarone gestöhnt hatte, so entscheidend verbessern sollte: der Zuckererntemaschine.

Doch es dabei bewenden zu lassen, hieße, sich auf dem Lorbeer aus Zuckerrohr ausruhen, denn in seinem Beschluß hat das Politbüro der Kommunistischen Partei Kubas einem, wie wir meinen, entscheidenden Gesichtspunkt vielleicht nicht genügend Bedeutung beigemessen, weshalb wir als Weihnachtsmänner es als unsere vornehmste Aufgabe ansehen, Kritik zu üben und auf das dialektische Verhältnis von Zuckerernte und Weihnachtsfest hinzuweisen, welches sich derart gestaltet, daß die Maßzahl für den Zuckerverbrauch während der vergangenen Jahre, insbesondere aber seit der Suspendierung des 25. Dezember als gesetzlicher Feiertag unmittelbar vor der Rekordernte des Jahres 1970, stets erheblich niedriger angesetzt werden konnte, als dies der Fall sein müßte, sollte die Aussetzung nun ihrerseits suspendiert werden, weil es doch schließlich so ist, daß die Aussetzung der Suspendierung, die wir hier der besseren Verständlichkeit halber als bedingte Wiedereinführung bezeichnen wollen, obwohl es sicherlich treffender wäre, von einer Aufhebung der Aussetzungsverfügung zu sprechen, zu einer nicht unerheblichen Steigerung der Maßzahl des Verbrauchs an kubanischen Spezialitäten wie Jesuskindlein-Plätzchen, Kokosbroten mit Eisahne, Karmeliterinnen-Karamellen und Mutter-Maria-Küchlein - nicht zu vergessen die diversen Pud'nes, Flanes und ƒclairs - führen wird, was wiederum eine nicht vorhersehbare Steigerung der Maßzahl des Zuckerverbrauchs mit sich bringen wird - ein Effekt, der unweigerlich kollidieren wird mit der Senkung der Zuckerproduktion, hervorgerufen durch einen zusätzlichen gesetzlichen Feiertag mitten in der Erntezeit. Aus diesen Gründen empfehlen die kubanischen Weihnachtsmänner, die Aussetzung des 25. Dezember als gesetzlicher Feiertag noch für mindestens ein weiteres Jahr in Kraft zu lassen, bis die genannten Zusammenhänge einer eingehenden wissenschaftlichen Prüfung unterzogen sind.

Der Autor ist Sprecher des Comité de Acci-n Comunista de los Papas Noeles para una Zafra mˆs larga (CACOPANUZAL)