Arbeitslose für den Wiederaufbau

Keine zwei Tage hat Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) gebraucht, um zu erkennen, daß große Teile Bosniens zerstört sind. Nach der Rückkehr von einem Besuch sächsischer Soldaten in einem Sfor-Lager bei Sarajevo hatte er die Lösung für den Wiederaufbau parat: qualifizierte Arbeitskräfte müßten her. Wo die zu finden sind, wußte er natürlich auch: in Sachsen. Anfang letzter Woche rief Biedenkopf die sächsischen Arbeitslosen dazu auf, sich bei den lokalen Arbeitsämtern zu melden, so sie zum Wiederaufbau etwas beitragen könnten. Über die Arbeitsämter im Freistaat brach daraufhin eine Flut von Anrufen herein. Maurer, Zimmerleute, Elektriker, Architekten und Bauingenieure von Chemnitz bis Leipzig riefen an, um sich für den Einsatz zur Verfügung zu stellen. Sächsische Staatsregierung und Arbeitsämter mußten eine Telefon-Hotline einrichten, auf der die arbeitslosen Bosnien-Interessenten sich melden können. Dumm nur, daß die Arbeitslosigkeit in Bosnien die in Sachsen noch um einiges übertrifft. Sie liegt zwischen 60 und 70 Prozent; auch an Bauingenieuren herrscht kein Mangel.