Vorbildliche Pflichterfüllung

Brandenburg ist wieder bei ordentlichen Wahlergebnissen angelangt: Mit einer Mehrheit von 97,9 Prozent wählten die Delegierten der Landes-CDU den General a.D. und Berliner Innensenator a.D. Jörg Schönbohm zu ihrem neuen Vorsitzenden. Der eigens angereiste CDU-Chef Wolfgang Schäuble befleißigte sich zu Schönbohms Indienststellung eines preußisch-soldatischen Tonfalls: Schönbohm habe seinen Senatorenposten aufgegeben, um seinem "Heimatland zu dienen". "Das ist vorbildlich." Mit ihm erhalte das Land "eine Führungspersönlichkeit".

Schönbohm ist bereits die sechste Führungspersönlichkeit der brandenburgischen CDU innnerhalb von acht Jahren. Die Landes-CDU, deren desolater Ruf auf ihrem ausgewogenen Verhältnis von Intriganz und Ignoranz gründet, erreichte bei der letzten Landtagswahl 1994 18,7 Prozent und damit nur knapp mehr als ein Drittel der Stimmenzahl von Manfred Stolpes SPD.

Schönbohm soll auch Spitzenkandidat der CDU bei der im September stattfindenden Landtagswahl sein. Dann will er "die Alleinherrschaft der SPD brechen", was ihm rein rechnerisch ziemlich schwer fallen dürfte, falls nicht eine der Nazi-Parteien in den brandenburgischen Landtag einzieht, denen dort traumhafte Wahlergebnisse prophezeit werden. Aber alles besser als "die Linken", die, wie Schäuble auf dem Landesparteitag in Potsdam sagte, "das Land nicht führen" können und "sich an den Problemen vorbeidrücken", diese Drückeberger aus der Etappe.