George L. Mosse 1918 - 1999

Sein Thema waren die Anfänge, die kulturellen, ja emotionalen Ausgangspunkte der deutschen Verbrechen, und er beschrieb sie nicht allein als Faktensammler und -deuter, sondern aus eigener Anschauung: Gerhard Lachmann-Mosse, der sich später George L. Mosse nennen sollte, war der Enkel des berühmten Zeitungsverlegers Rudolf Mosse. George L. Mosse wuchs in Berlin auf, besuchte das Internat zu Salem und floh mit seiner Familie 1933 nach Frankreich. Ab 1937 studierte er Geschichtswissenschaften in Cambridge. Zwei Jahre später wechselte er in die USA, promovierte dort. Seit 1962 war er Professor an der Hebrew University, Jerusalem. Der Historiker zeigte in Untersuchungen wie "Krise der deutschen Ideologie" oder "Nationalisierung der Massen" die einzelnen und ihre Bestimmtheit durch das Ganze, psychologisch sensibel, ohne die gesellschaftlich-kulturelle Totalität aus dem Auge zu verlieren. Zuletzt hat sich der Gelehrte und bekennende Homosexuelle mit "Nationalismus und Sexualität" beschäftigt. Mosse ist am 21. Januar in Madison, Wisconsin (USA) verstorben.