Viele Feinde in Tadschikistan

An Feinden mangelte es Safrali Kendschajew wahrlich nicht. Am Dienstag vergangener Woche wurde der Chef der Sozialistischen Partei Tadschikistans und Vorsitzende des Parlamentsausschusses für Menschenrechte vor der Tür seines Wohnhauses in der Hauptstadt Duschanbe erschossen. Kendschajew war nach der Unabhängigkeit Tadschikistans (1991) Parlamentspräsident und einer der Führer der kommunistischen Volksfront. Im Dezember 1992 beteiligte er sich am Sturz der damaligen Regierung aus Nationalliberalen und Islamisten - ein fünfjähriger Bürgerkrieg folgte, der ihm weitere Feinde brachte. Bis heute gibt es kein endgültiges Friedensabkommen. Mit der Gründung der Sozialistischen Partei spaltete sich Kendschajew 1995 dann auch noch von der kommunistischen Volksfront ab. Freunde wird er sich auch dabei nicht gerade gemacht haben. Auch Verbindungen zur organisierten Kriminalität werden Kendschajew nachgesagt.

Ganz schön kompliziert, denken Sie nun. Staatspräsident Emomali Rachmonow sieht das ähnlich: Eine Sonderkommission unter der Leitung des stellvertretenden Ministerpräsidenten Jachjo Azimov muß sich nun mit dem Mordfall beschäftigen. Ob dieses Gremium jedoch erfolgreich sein wird, darf bezweifelt werden. Denn Kendschajew unterhielt auch gute politische Kontakte zu den rivalisierenden Macht-Clan von Präsident Rachmanov - und machte sich damit auch die Regierung zum Feind.